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Berlin: Heraus aus der Identitätskrise

Angelika Viets ist die neue Generalsekretärin des Japanisch-Deutschen Zentrums

Eigentlich wollte Angelika Viets immer in Südamerika arbeiten, doch dazu ist es bis heute nicht gekommen. Stattdessen ist sie nun die neue Generalsekretärin des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB) in Dahlem. Für Angelika Viets, die Amerikanistik, Romanistik und Geschichte studiert hat, kein gerader Weg. Ihre Auslandserfahrungen sammelte sie als DAAD-Lektorin im Iran zu Zeiten der Revolution und anschließend in China. „China war der einzige Posten, wo ich zu Beginn in Tränen ausbrach“, erzählt sie, „aber das hat sich kurz darauf gegeben. Ich habe mich heimlich mit den Studenten getroffen und Kontakte geknüpft, die ich heute noch pflege.“

Aus privaten Gründen ist sie dann 1981 nach Japan gegangen, 1985 bestand sie die Auswahlprüfung für den Auswärtigen Dienst – bis vor kurzem war sie selbst die Stellvertretende Leiterin der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes in Bonn – und war von 1987 bis 1990 Pressereferentin an der deutschen Botschaft in Tokio. „Für mich war die Ausschreibung ein Glücksfall“, sagt sie, „ich hatte Lust auf Berlin und fühlte mich in Bonn ein wenig abgeschnitten. Und mein Mann arbeitet im Finanzministerium. So hat das Pendeln jetzt ein Ende.“ Japanisch kann sie lesen, Chinesisch spricht sie, dazu Spanisch, Englisch und Französisch – „zwanzig Jahre Freizeit stecken in den Sprachkenntnissen.“

Was das JDZB angeht, möchte sie das Zentrum seit dem Umzug nach Dahlem und der Wiedereröffnung der Japanischen Botschaft wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. „Das Zentrum hat eine kleine Identitätskrise durchgemacht, jetzt müssen wir unsere Rolle neu definieren.“ Leider habe das Interesse an Japan wegen der Wirtschaftskrise abgenommen. Daher müsse man junge Leute wieder an Japan heranführen, der Jugendaustausch müsse intensiviert werden. „Ich möchte auch mehr Förderer gewinnen, mehr Veranstaltungen mit Partnern wieder in die Stadt tragen und den Aktionsradius über Berlin hinaus erweitern.“

Das neue Veranstaltungsprogramm ist noch in Planung, allerdings solle die aktuelle Politik eine größere Rolle spielen. Schließlich ist das Zentrum das einzige bilaterale Institut, das Regierung und Ministerien beider Länder berät. „Ich bin froh, dass das Zentrum eine Stiftung ist“, sagt sie mit einem Blick auf die Finanzlage, „wer weiß, was sonst wäre?“ Und noch einer ist froh in Berlin, ihr siebenjähriger Sohn, der in der Nachbarschaft jetzt zur Schule geht. Rolf Brockschmidt

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