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Berlin: Heraus zum Ersten Advent

Glühwein ist nicht der Renner, dafür sind es hüpfende Holzfiguren – ein Bummel über die Weihnachtsmärkte

Selbst das Schlangestehen macht ihnen nichts aus. Helga und Gerwin Klinger finden es allerdings „gewöhnungsbedürftig“, für einen Weihnachtsmarkt Eintritt zu bezahlen. „Aber in Berlin ist ja alles ein bisschen anders“, sagen die beiden Mittfünfziger und kichern bei der Frage nach ihrem Heimatort, „was Kleines in Ostwestfalen“.

Das Ehepaar hat sich zum ersten Advent von seinem Sohn nach Berlin einladen lassen. Der ist Student „und geht heute streiken“, sagt sie, „und außerdem mag er Weihnachtsmärkte sowieso nicht so gerne“. Die Eltern Klinger aus dem kleinen Ort in Ostwestfalen dafür umso mehr.

Deshalb zahlen sie auch gern einen Euro pro Person, bevor sie ihrer vorweihnachtlichen Stimmung auf dem Markt vor dem Schauspielhaus richtig nachgeben können. Dafür ist alles da: ein großer Weihnachtsbaum aus dem Allgäu, Lebkuchen aus Nürnberg, Bratwürste aus Böhmen, Kalligraphien aus China und viele Touristen aus ganz Deutschland.

Glühwein ist hier noch nicht der Renner. Die Sonne scheint, es ist frühlingshaft warm, viele Gäste haben ihre Jacken offen, „da schmeckt der Glühwein einfach noch nicht“, vermutet Helga Klinger. „Damit es richtig lecker schmeckt, muss es kalt sein“, weiß sie. Deshalb greifen die Klingers zu einem Apfelpunsch. Der tut’s auch.

Mit dem ersten Advent haben die Weihnachtsmärkte den ersten großen Tag hinter sich gebracht. Voll ist es fast überall, aber nicht so, dass man nicht in aller Ruhe an den Buden vorbei flanieren und in Ruhe schauen konnte, was die Verkäufer so anbieten. Irgendein findiger Spielzeughersteller hat übrigens die Berliner Weihnachtsmärkte mit seinen Figuren überschwemmt. Sie sind aus Holz, Beine und Hals aus Schnur, und die Figuren – Elche, Hunde, Raben – hängen an einer dünnen, langen Sprungfeder und baumeln munter auf und ab. Einfach, aber sehr effektvoll, schön und – wie zu hören ist – ein Verkaufsrenner. „Die will jeder haben“, sagt eine Verkäuferin am Gendarmenmarkt. Vielleicht liegt es aber auch am Preis. Bei ihr kostet eine Figur 6,90 Euro, ein paar Stände weiter acht und am Potsdamer Platz zahlt man für das gleiche Männchen neun oder sogar schon zehn Euro.

Am Potsdamer Platz herrscht ein bisschen mehr Andrang als auf den anderen Weihnachtsmärkten, hier haben nachmittags auch sämtliche Geschäfte in den Potsdamer-Platz-Arkaden geöffnet. Das nutzen viele Kunden für einen entspannten Weihnachtseinkauf, während sich der Nachwuchs auf der Eisfläche vor dem Musical-Theater austoben konnte.

Wer es ein bisschen rummeliger mag, den zieht es an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche oder an den Alexanderplatz. Hier unterscheidet sich der Weihnachtsmarkt kaum von einem normalen Rummel, was den Besuchern allerdings gar nichts ausmacht. Die Kinder stürmen stattdessen die Achterbahn, die Karussells, das Riesenrad oder die große Rutsche. Das ist nicht wirklich besinnlich, aber die Besucher mögen das so. Am Sonnabend drängten sie sich zu tausenden durch die Gassen der Budenstadt und auch am Sonntag ist es wieder rappelvoll.

Ebenso beliebt: der Öko-Weihnachtsmarkt in der Sophienstraße und der Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt. Am kommenden Wochenende (Freitag 17 bis 21, Sonnabend und Sonntag ab 14 Uhr) kommt dann noch ein Klassiker dazu, nämlich der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt in Neukölln.

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