zum Hauptinhalt

Berlin: Herkunft aufgedeckt – Clan-Chef abgeschoben Rauschgift, Waffen, Raub: Gegen die Familie M. wurde schon oft ermittelt.

Jetzt gelang es der Ermittlungsgruppe „Ident“, ihre Wurzeln zu finden

Die Polizei hätte Naim M. gern schon vor Jahren abgeschoben – am Dienstag war es dann soweit: Zwei Beamte klingelten an seiner Wohnung in Tiergarten, nahmen den 60-Jährigen fest und eskortierten das Oberhaupt der arabisch-kurdischen Familie zum Flughafen. Noch am selben Tag landete Naim M. in seinem Heimatland, der Türkei.

Der Polizei war die Familie M. seit langem bekannt. Gegen ihre Mitglieder ist bereits „wegen einer Vielzahl von Straftaten“ ermittelt worden, darunter sind Rauschgiftdelikte, Raub, gefährliche Körperverletzung, Verstöße gegen das Waffengesetz, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte… Laut Polizei war Naim M. im Oktober 1989 mit falschen Personalien aus dem Libanon in die Bundesrepublik eingereist. Sein Asylantrag wurde bereits 1991 rechtskräftig abgelehnt. Doch abgeschoben werden konnte M. nicht – seine Staatsangehörigkeit galt, wie bei vielen Asylbewerbern, als ungeklärt. In Deutschland lebte Naim M. nach Polizeiangaben 15 Jahre von Sozialhilfe. Für sich und seine 65-jährige Frau habe er seit 1996 etwa 60 000 Euro erhalten, „Miete und Krankenkosten nicht eingerechnet“.

Doch schließlich kam eine Ermittlungsgruppe der Polizei, die „Ident“, der wahren Herkunft von Naim M. auf die Spur: „Wir konnten jetzt nachweisen, dass der Mann die türkische Staatsangehörigkeit besitzt.“ Zwei seiner Söhne, 20 und 23 Jahre alt, sind bereits abgeschoben worden: Der Jüngere war über 90 Mal polizeilich aufgefallen. Er hatte unter anderem eine dreijährige Jugendstrafe wegen mehrfachen Raubes zu verbüßen. Sein 23-jähriger Bruder war wegen ähnlicher Delikte zu über sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. „Ein dritter Sohn wurde 2000 bei einer Auseinandersetzung mit einer anderen arabischen Großfamilie erschossen“, heißt es bei den Ermittlern.

In Berlin gibt es rund ein halbes Dutzend Clans, die durch Gewalt oder organisierten Drogenhandel aufgefallen sind. Als ganz Großer in der libanesisch-kurdischen Szene gilt auch der zehnfache Vater Mahmoud Al-Z., in Berlin auch als „Präsident“ bekannt. Bereits vor einem Jahr ist die Ident-Gruppe seinen türkischen Wurzeln auf die Spur gekommen, doch bevor der „Präsident“ abgeschoben werden konnte, erlebten die Ermittler eine böse Überraschung: Die türkischen Behörden hatten sieben Mitglieder des Clans samt ihrem Oberhaupt kurz vorher ausgebürgert und in die Staatenlosigkeit entlassen – damit ist eine Abschiebung zurzeit unmöglich. Naim M. ist der Achtzehnte, den die „Ident“ überführt hat. „Und 22 weitere Personen haben Deutschland freiwillig verlassen, was auf den Ermittlungsdruck zurückzuführen sein dürfte.“

Zur Startseite