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Berlin: Herman van Veen und sein Fan, der Bauminister Der getanzte Elchtest

1200 Gäste beim Berliner Presseball im Ritz-Carlton

Nackt unter dem Bademantel musste er diesmal nicht auf die Bühne, um nach X Zugaben zu demonstrieren: Leute, geht bitte heim, es ist genug! Eine gute halbe Stunde erklatschte sich das Publikum im Friedrichstadtpalast aber auch am Freitagabend von seinem Liebling Herman van Veen Zugabe um Zugabe. „Hut ab“ heißt das Programm, mit dem der Niederländer mit den unwahrscheinlich blauen Augen bis zum 21. Januar seine Fans in Berlin erfreut (Kartentelefon: 611 1313) – wie immer in der unnachahmlichen Mischung von Gesang, Artistik und Clownerie, die einen auch schon mal weinen lässt. Zu denen, die am Premierenabend dem politischen Poeten mit dem großen Herzen für Kinder und alle Unterdrückten dieser Welt ihre Verehrung bekundeten, gehörte auch ein Neu-Berliner auf Zeit – Wolfgang Tiefensee. Der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister und neue Bauminister der Bundesrepublik erlebte den Schöpfer der Ente Alfred Jodocus Kwak erstmals live in einem Konzert. Wie viele Ossis habe er van Veen aber von der Schallplatte und aus dem Fernsehen gekannt, erzählte der SPD-Politiker dem Sänger und outete sich nicht nur als sehr theater- und kulturfreudiger Minister, sondern auch als einer, der früher mal zum Zirkus wollte. Da war der gebürtige Geraer zwölf Jahre alt und wusste noch nichts von seiner spektakulären Laufbahn im vereinigten Deutschland. Zirkus findet er noch immer toll. Dass der Circus Roncalli beispielsweise um Berlin mangels eines zentralen Platzes einen Bogen mache, hörte der Minister am Abend voller Erstaunen – „da muss ich mal mit Wowereit reden.“ hema

Ein ausgestopfter Elch im Foyer, aus allen Boxen Abba-Songs, das Tanzparkett in Gelb und Blau – die 1200 Gäste gestern Abend im Ritz-Carlton konnten es weder übersehen noch überhören: Schweden war offizielles Partnerland beim 107. Berliner Presseball. Als Ehrengast war Prinzessin Birgitta von Schweden, Schwester von König Carl Gustav, gekommen. Da schwärmten viele der Ballbesucher gleich von ihren vergangenen oder geplanten Schweden-Urlauben. Beziehungsweise vom schwedischen Krimiautor Henning Mankell. „Dessen Bücher habe ich alle weggelesen“, bekannte etwa Bildungssenator Klaus Böger. Weniger Verbindung zu Schweden hatte dagegen Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR. „Immerhin hat mir die Folkoregruppe im Erdgeschoss ganz gut gefallen.“ Später dürfte ihm wohl auch das Büffet gemundet haben – natürlich mit schwedischen Spezialitäten wie Hirschragout, Wildlachsfilet, Kohlrouladen und „Johannsons Versuchung“: Kartoffelauflauf mit Sardellen und viel Sahne.

Weitere prominente Gäste waren der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper, der britische Botschafter Sir Peter Tory und der frühere Regierungssprecher Béla Anda. Besonders gut gelaunt war Peter Pistorius, der neue Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands (DJV) Berlin. Sein Verband ist traditionell Ausrichter des Presseballs, um den es im letzten Jahr erheblichen Streit gegeben hatte. „Nun sind die Wellen geglättet, wir ziehen wieder alle an einem Strang“, sagte Pistorius. Das merke man auch an der gelösten Stimmung auf dem Ball. Ähnlich sah es der Regierende Bürgermeister. Er wünschte bei der Balleröffnung allen anwesenden Gästen „ein schönes, friedliches und vor allem erfolgreiches Jahr“. Und das „friedlich“ gelte ganz besonders für den Journalistenverband. sle

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