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Für Fußball ungeeignet? Hertha BSC hadert mit dem Olympiastadion.

© Wolfgang Kumm/dpa

Hertha BSC soll Mieter bleiben: Wie der Senat die Hertha im Olympiastadion halten will

Der Fußballverein soll langfristig Ankermieter im Olympiastadion bleiben. Dafür macht Senator Andreas Geisel verlockende Angebote.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Strategie ist klar – und wird so formuliert: „Der Senat hat ein hohes Interesse, Hertha BSC als Ankermieter über 2025 hinaus im Olympiastadion zu halten.“ Das ist die Antwort der Innen- und Sportverwaltung auf die Frage der CDU im Abgeordnetenhaus, welche Pläne der Senat mit dem Stadion nach einem Auszug des Erstligisten verfolge. In das Stadion werde schließlich auch über 2025 hinaus investiert, „unter anderem in stabiles W-Lan und neues LED-Flutlicht“, so steht es in einer Vorlage der Sportverwaltung für die laufenden Haushaltsberatungen.

Dagegen verfolgt Hertha BSC seit über zwei Jahren andere Pläne. Der Verein sucht ein Grundstück, auf dem er ein Fußballstadion bauen will. Für die Finanzierung des Neubaus lägen verschiedene „sehr konkrete" Angebote privater Investoren zu „äußerst attraktiven Konditionen" vor, versichert Herthas Finanzchef Ingo Schiller. „Diese können allerdings erst dann zum Tragen kommen, wenn die Grundstücksfrage geklärt ist." Die Pläne für eine neue Arena am Rand des Olympiaparks sind allerdings gescheitert.

Daran haben sich nun Gespräche zwischen Hertha, Senat und landeseigener Tegel Projekt GmbH über einen Stadionbau auf dem Gelände des Flughafens Tegel angeschlossen, die dem Vernehmen nach in der zweiten Oktoberhälfte abgeschlossen werden. Ob im Ergebnis ein passendes Grundstück für den Verein gefunden wird, ist völlig offen.

Falls doch, müssten der Senat und das Abgeordnetenhaus den notwendigen Planungsänderungen für Tegel und einem Pachtvertrag zustimmen. Die Grünen haben schon signalisiert, dass sie den Bau eines Fußballstadions in Tegel ablehnen. Außerdem sorgt sich Rot-Rot-Grün um die Zukunft des Olympiastadions, wenn der Mietvertrag mit Hertha im Sommer 2025 ausläuft.

Das ist auch der Grund, warum Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) in der letzten Sitzung des Sportausschusses versicherte, dass man zwar „ernsthaft“ nach Grundstücken für den Bundesligaverein suche, trotzdem bevorzuge er Hertha als Dauermieter im Olympiastadion. Geisel legte noch eins drauf: Die Absicht des Vereins, das Olympiastadion nach der Bundesliga-Saison 2024/25 zu verlassen, sei „nicht wirklichkeitsnah“.

Investitionsbedarf bis 2029 von 68 Millionen

Insofern müsse über eine Verlängerung des Mietvertrags nachgedacht werden. Das Olympiastadion solle eine moderne Sportstätte bleiben, und es sei sinnvoll, mit Hertha zu einer „abgestimmten Modernisierungsplanung“ zu kommen.

Auch in den vertraulichen Verhandlungen zwischen Verein und Senat wird immer wieder versucht, Hertha zum Bleiben zu überreden. Ebenso regelmäßig stellen die Manager des Vereins gegenüber Sport-Staatssekretär Aleksander Dzembritzki (SPD) klar, dass das multifunktionale Olympiastadion für den Bundesligabetrieb aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen ungeeignet sei. Geplante öffentliche Investitionen in das alte Stadion änderten daran nichts.

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Zumal die Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die nach Einschätzung der Geschäftsführung der Olympiastadion GmbH notwendig sind, mit fußballerischen Anforderungen wenig zu tun haben – mal abgesehen von einer neuen Beleuchtung, die das Stadion nach einer Idee aus der Sportverwaltung in ein strahlendes Hertha-Blau tauchen könnte. Auf insgesamt 68 Millionen Euro wird der Investitionsbedarf bis 2029 intern beziffert. Eine stattliche Summe, die großenteils aus dem Landeshaushalt finanziert werden muss.

Angesichts dieser großen finanziellen Belastung, die 15 Jahre nach der letzten Grundsanierung des Olympiastadions unaufschiebbar wird, schmerzt es Sportsenator Geisel besonders, dass der Hauptmieter Hertha Mitte 2025 ausziehen will.

Erstens müssen dann für ein teuer aufgehübschtes Stadion neue Nutzer gesucht werden. Zweitens gehen jährliche Mieteinnahmen von 4,7 Millionen Euro verloren. Das sind rund 40 Prozent der Gesamterträge. Bisher steht die Stadion GmbH relativ gut da und erwirtschaftet sogar bescheidene Jahresgewinne.

Der Auszug des Bundesligavereins würde die landeseigene Gesellschaft aber erst einmal in die roten Zahlen treiben. Es sei denn, der Senat verzichtet ab 2025 auf die Jahrespacht von 2,2 Millionen Euro und zahlt einen öffentlichen Zuschuss. Oder es werden neue Einnahmequellen erschlossen, die momentan nicht erkennbar sind.

Bis April 2020 will die Sportverwaltung des Senats zwar ein Gesamtkonzept für die Entwicklung des Olympiaparks vorlegen, um das riesige Gelände intensiver zu nutzen und zu beleben. Um das Olympiastadion geht es in diesem Konzept aber nicht.

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