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Berlin: Herzinfarkt – wenn Tempo alles ist

Viele Opfer könnten noch leben, wenn man ihnen schnell und richtig geholfen hätte. Aber kaum einer kennt die Symptome. Das ergab eine Studie der Charité, die jetzt zur Herzwoche lädt

Die Deutschen wissen erschreckend wenig über Herzinfarkte – und reagieren deshalb oft langsam, wenn sie schnell einen Notarzt rufen müssten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Charité-Klinik für Kardiologie unter Leitung ihres Direktors Gert Baumann. An einem Infarkt sterben jährlich 140 000 Menschen. Und bundesweit 200 000 Menschen erlitten jährlich eine chronisch Herzerkrankung, „weil ihnen falsch oder zu spät geholfen wurde", sagt Baumann. Diese gehörten dann zu den teuersten Patienten im Gesundheitswesen. Anlässlich der Herzwoche 2003, die am heutigen Sonntag beginnt, fordert Baumann Aufklärungskampagnen über Herzinfarkt – so massiv, wie es sie in den 90er Jahren für das Thema Aids gab.

Für die Studie wurden je 1000 Personen befragt, die auf den Fernbahnhöfen Zoo und Ostbahnhof auf ihren Zug warteten. Die hätten Zeit genug gehabt, um die Fragebögen auszufüllen. Nur 40 von ihnen konnten alle 16 Fragen zu Infarkt-Symptomen oder zum Zeitfenster, in dem Hilfe noch möglich ist, beantworten (siehe Kasten). Sogar von den relativ bekannten Risikofaktoren Bluthochdruck und Diabetes haben viele Befragte nichts gewusst. Besonders katastrophal sei der Wissensstand bei unter 25-Jährigen, sagt Baumann und fordert: „Wir müssen zur Aufklärung in die Schulen hinein.“ Und in die Fahrschulen. Baumann schlägt zeitlich begrenzte Führerscheine vor: „Die dürften nur drei bis fünf Jahre gültig sein. Dann müssten die Autofahrer mit einem Kurs ihr Wissen um den Herzinfarkt auffrischen, wie auch die Erste-Hilfe-Kurse.“ Die Kosten müssten die Autofahrer tragen.

Infos zur Herzwoche unter Tel 450 513 182 oder www.charite.de/herz . Weitere Termine www.herzstiftung.de oder Tel. 3419 799

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