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Der BER soll Ende Oktober öffnen. Eine Tour durch den (fast) fertigen Flugafen.

© Ulrich Zawatka-Gerlach

„Herzlich willkommen im VIP-Bereich“: Ein Spaziergang über den Flughafen BER

In den Hallen riecht es nach Teppichkleber, im VIP-Bereich kann ein Raucherzimmer für 350 Euro gemietet werden. Eine Tour über einen (fast) fertigen Airport.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Bus beschleunigt und Engelbert Lütke Daldrup schaut interessiert auf den Tacho. „100 Stundenkilometer, abheben werden wir damit nicht.“ Der Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) ist mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), auf der Startbahn Süd unterwegs.

Zwei riesige Kreuze auf dem Spezialbeton weisen daraufhin, dass Flugzeuge auf der Piste nichts zu suchen haben. Noch nicht. Am 31. Oktober wird der Hauptstadt-Airport BER eröffnet. Zeit genug für einen sommerlichen Rundgang durch das jetzt wirklich fast fertige Gebäude.

Einschließlich Spazierfahrt über die Start- und Landebahn, von der aus nicht nur das verglaste Hauptterminal in der Sonne glitzert, sondern auch Dutzende Flugzeuge, die Corona seit Wochen am Boden hält.

Es geht vorbei an hässlichen Baucontainern, die über das weite Feld verstreut darauf warten, endlich abgebaut zu werden. Aber die eine oder andere Firma, berichtet Lütke Daldrup, müsse noch nachbessern. „Endgültig abgerechnet wird der BER erst in drei bis vier Jahren sein.“

Zurzeit streitet sich die FBB beispielsweise noch mit dem Unternehmen, das 2012 die Fassade des Hauptgebäudes fertiggestellt hat. Der Streit ums Geld ging vor Gericht, im nächsten Jahr werde es hoffentlich ein Urteil geben.

Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup (rechts) zeigt dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), den BER.
Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup (rechts) zeigt dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), den BER.

© Ulrich Zawatka-Gerlach

Kubikmeterweise Zement wird auf Vorfeld E vergossen

Über den neuen Schnellabroller, auf dem ab Ende Oktober Flugzeuge nach der Landung zur Parkposition fahren, tangiert der Bus das Vorfeld E, derzeit noch eine 50-Millionen-Baustelle, auf der kubikmeterweise Zement vergossen wird.

Platz für weitere zwölf bis 15 Flieger, erklärt Lütke Daldrup stolz, „eine wichtige Kapazitätserweiterung“.  120 Maschinen werden maximal auf dem BER-Gelände Platz finden, in Tegel sind es 48. 

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Aber noch ist das Terminal mit Stacheldraht eingezäunt, der erst im August verschwinden wird. Dann erst beginnt das normale Airport-Regime, mit der strikten Trennung von Land- und Luftseite auch im Gebäude.

Vorbei an der EON-Energiezentrale in Richtung Feuerwache-Ost, dann schlängelt sich der Bus über ein schmales Sträßchen zum Pier Süd. Wir betreten das Terminal, das viele Jahre Schlagzeilen produzierte, weil es nicht fertig werden wollte. 

Wer will, kann ein Raucherzimmer für 350 Euro mieten

„Herzlich willkommen im VIP-Bereich“, begrüßt die Terminal-Managerin Katy Krüger den Präsidenten des Berliner Parlaments. Die Lounge „Zeitgeist“ präsentiert sich edel in einem tiefroten Ambiente. Die Möbel sind noch nicht eingeräumt, damit sie bis zum Herbst nicht verstauben. In diesem Bereich werden vor allem sicherheitsgefährdete Menschen untergebracht, die auf einen Flug warten. Hier gehe es, sagt Katy Krüger, „um Diskretion und Effizienz“. 

Daneben gibt es noch die VIP-Lounges „Tegel“ und „Tempelhof“, Konferenzräume und ein gemütliches Plätzchen für Zigarrenraucher, das für drei Stunden für 350 Euro zu mieten ist. In Begleitung 150 Euro mehr.

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Von hier aus wandert der kleine Besuchertrupp zu jenem Bereich, der nach der Eröffnung des BER für Otto Normalflieger zur Verfügung steht: Der Main Pier, fast 850 Meter lang, mit langer Glasfront, die den Blick aufs Vorfeld erlaubt, mit den üblichen Wartebereichen. Man hört schon fast den Aufruf: „Flug Nr... nach Palma de Mallorca!“

Beim Borchardt reicht's nach Teppichkleber

Alles ist fertig hier, die Decken sind endlich geschlossen, dahinter liegen die Kabel jetzt hoffentlich gut geordnet. Schick sieht alles aus, aber was wäre der BER ohne vorletzte Baustelle. Dem sogenannte Marktplatz, rechts und links die Ladenzeilen, fehlt noch jedes Flair. Es riecht nach Teppichkleber, neuem Kunststoff und Metall. Die meisten Geschäfts sind noch verrammelt - oder staubiges Baugelände mit Maschendraht drumherum. Aha, hier kommt das Borchardt hin! Man kann es nicht einmal erahnen. Aber vier Monate sind ja noch Zeit.

Ab in den Keller, zum „Herzstück des Flughafens“, wie die fröhliche Katrin Tourmo behauptet. Sie ist zuständig für die Flughafensicherheit und hat deshalb auch ein Auge auf die gigantische Gepäcksortieranlage, die viele Jahre im Dornröschenschlaf lag.

Diese gigantische Maschine kümmert sich um das Gepäck der Fluggäste.
Diese gigantische Maschine kümmert sich um das Gepäck der Fluggäste.

© Ulrich Zawatka-Gerlach

Die kritische Frage: Ist das Gewirr der IT-gesteuerten Laufbänder denn noch auf dem neuesten Stand? Die diplomatische Antwort: „Sie kommt den aktuell modernsten Anlagen sehr nahe.“ 

Wieland, Lütke Daldrup und ihr kleiner Tross tauchen in der großen Haupthalle wieder auf,  die in stiller Eleganz auf die Eröffnung wartet. Die Kunst am Bau ist auch schon abgestaubt, die Räume für die Sicherheitskontrolle funktionsbereit, zusätzliche Monitore wurden angebracht, um den ankommenden Fluggast auf die Verkehrslage und die Bahn- und Busverbindungen aufmerksam zu machen. 

Gerade wurden Ticketautomaten am Bahnhof aufgestellt

„Seit 13. April proben wir hier unter Corona-Bedingungen“, sagt Lütke Daldrup. „Im Juli startet die nächste Stufe mit 9.000 bis 10.000 Komparsen.“

Der S-Bahnhof unter dem Flughafen sieht aus wie geleckt, auch dort ist man betriebsbereit. Gerade wurden noch neue Ticketautomaten aufgestellt.

Einsteigen bitte! Aber erst in ein paar Monaten: Die Bahn-Station am BER ist schon fertig.
Einsteigen bitte! Aber erst in ein paar Monaten: Die Bahn-Station am BER ist schon fertig.

© Ulrich Zawatka-Gerlach

Aber erst drei Tage vor Eröffnung, sagt der FBB-Chef, gehe die S-Bahn „in den Komplettbetrieb“. Ab morgens um 4 Uhr könnten dann die Gäste kommen. „Alles ready“, sagt Lütke Daldrup. „Wir sind im finishing.“ Im Dezember macht er vielleicht ein bisschen Urlaub.

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