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Berlin: Hier dürfen Besucher zubeißen - Essbare Skulpturen und künstlerische Mahlzeiten

Von den Besuchern wird ein Teil der Ausstellung regelmäßig vernichtet. Doch die Künstler sind über die Zerstörung der Unikate nicht böse, sondern sorgen ständig für Nachschub.

Von den Besuchern wird ein Teil der Ausstellung regelmäßig vernichtet. Doch die Künstler sind über die Zerstörung der Unikate nicht böse, sondern sorgen ständig für Nachschub. "Kann man Kunst essen?", ist der Titel einer Ausstellung, die gestern Abend auf der Bastion Kronprinz der Zitadelle eröffnet wurde. Eine Frage, die für einige Bereiche mit einem klaren "Ja" beantwortet werden kann.

Täglich frische Kleinskulpturen aus Kartoffeln, Brot und Käse hält die Berlinerin Uli Hamprecht für hungrige Gäste bereit. Auch an dem mit Weizen, Kresse und Linsen bepflanzten Tisch von Verena Kyselka aus Potsdam darf zugegriffen werden. Schließlich heißt das Werk "Il tavolo e preparato". Bei den Marzipan-Pralinen von Bettina Bätz aus Wiesenbach dürfte dagegen manchem der Bissen im Halse stecken bleiben. Sie sind blutigen Tampons nachempfunden.

Der Titel der Ausstellung ist "ironisch-provokativ" gemeint und soll zum Nachdenken über den Stellenwert der Kunst anregen, sagt Initiatorin Anna von Bassen. Die mit ihrem Atelier auf der Zitadelle ansässige Malerin hat 18 Künstler aus ganz Deutschland gebeten, ihre Gedanken zu diesem Thema umzusetzen. Ihr eigenes Werk ist auf der Wiese über den Ausstellungsräumen noch im Wachsen. Umgeben von rötlichen Kieseln sollen hier die Worte "Kann man Kunst essen?" als Gras aus dem Boden wachsen. Schafe werden hier am 21. Mai um 11 Uhr im Rahmen eines "Land-Art-Happenings" den Beweis erbringen.

Doch nicht alle Werke sind leicht verdaulich. So besteht der bunte Spaghetti-Haufen von Peter Stückenschneider (Berlin) aus Acrylfarbe-Schlangen. Frank Schubert (Frankfurt/Main) präsentiert in einigen hundert geöffneten Miesmuschel-Schalen mit Miniaturfiguren Szenen aus dem Leben. Das "Dinner for Sixteen" von Helene und Joachim Tschacher aus Mainburg besteht aus 16 Tischen mit grünen, überdimensionalen Pappschachteln und -bechern, wie sie in Fast-Food-Restaurants üblich sind. Die Berlinerin Natalie Deseke lässt aus einem von zwei Gugelhupfformen gekrönten Sockel Konversationen verschiedener Pärchen in "Mmh"-Lauten ertönen. Und Sigismund Urban hat auf Trödelmärkten knapp 200 Fotos essender Menschen aus der Zeit zwischen den Jahren 1910 und 1970 zusammengetragen.Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann die Ausstellung noch bis zum 11. Juni immer dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 17 Uhr besichtigen.

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