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Berlin: Hier hat jeder was zu klagen

Berlin ist Austragungsort des Jammerwettbewerbs

Der letzte Sommer war zu kühl. Der Sommer im Jahr davor aber – der war viel zu heiß. Und von der Schrippe über das U-Bahn-Ticket bis zum Arztbesuch wird alles teurer. Das ist oft beklagt worden. Und was hat Berlin von der allgemeinen Nörgelei? Einen Jammerwettbewerb.

„Es hatte mit dem schlechten Sommer zu tun“, erklärt Yvette Coetzee, die den Wettbewerb im „Theaterdiscounter“ aus der Taufe hob. Seit vier Jahren wohnt die Schauspielerin aus Südafrika in Berlin.Sie glaube schon, sagt sie, dass in Deutschland mehr gejammert wird als anderswo. In Südafrika fänden sich die Leute über ihren Humor mit den Zuständen ab. Offenbar hat sie sich aber angepasst. „Mir fiel auf, dass ich selber begonnen habe zu jammern.“ Die 28-Jährige schrieb auf, worüber die Leute jammern. Eine lange Liste von Themen kam zusammen, und schließlich hatte Coetzee die Idee, daraus ein Stück zu machen.

Es ist kein Wettbewerb im engeren Sinne, mehr ein Theaterprojekt mit Gameshow-Charakter. Drei Kandidaten bewerben sich als Jammermeister – sie alle sind Schauspieler der Theatergruppe, die Yvette Coetzee zusammengestellt hat. Aus dem Publikum muss niemand auf die Bühne, trotzdem hat es eine Rolle. Denn gejammert wird über mehrere Runden auf Zuruf: Die Zuschauer geben die Themen vor, über die sich die drei Kandidaten auslassen müssen. Am Schluss wird über jede Runde abgestimmt. Wer den längsten Beifall erhält, gewinnt.

Von den Kandidaten kam Kevin, ein junger Kerl in Latzhose, bei den Premierengästen am besten an. In 90 Sekunden mäkelte er über die ihm auferlegte Zeitbeschränkung, das Sozialamt, seine Nachbarn und den Hausmeister, Apotheken oder Kondome falscher Größe.Die Einsicht des Abends? Schön jammern kann man immer.

Weitere Aufführungen: heute, 20 Uhr, sowie 11. /12. März, 22 Uhr. Theaterdiscounter, Monbijoustraße 1. Karten unter Telefon 44 04 85 61. Weitere Infos: www.theaterdiscounter.de

Christian Böhm

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