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Berlin: Hier kommt das Volk

Offene Türen, offene Worte – auch zu Hartz IV: Am Wochenende lädt die Bundesregierung die Bürger ein

So viel Aufwand war selten. Das Bundespresseamt bereitet seit Monaten jene beiden Tage vor, an denen die Bundesregierung und die Bürger trotz des Ärgers um Hartz IV auch wieder einmal entspannt miteinander reden sollen. Minister kommen extra aus dem Urlaub zurück. Die Regierungssprecher sind im Dauereinsatz: Vize-Regierungssprecher Hans Langguth drehte vor dem Kanzleramt für Journalisten ein paar Proberunden mit einem jener Fahrräder, mit denen die Besucher am Wochenende von einem Ministerium zum nächsten radeln können. Regierungssprecher Béla Anda rollte am Montag schon mal den symbolischen roten Teppich für den Souverän aus. Und glaubt man dem Bundespresseamt, sind bis zum Wochenende auch die lange angekündigten 50000 Informationsbroschüren zu Hartz IV fertig.

Die Regierung meint es ernst mit ihrer „Einladung zum Staatsbesuch“ – so heißen die beiden Tage der offenen Tür am 21. und 22. August auch in diesem Jahr. Das zeigt auch ein Blick auf das Programm, das in diesem Jahr abwechslungsreicher und vor allem noch kinderfreundlicher ist als 2003.

Am Samstag und Sonntag sind zwischen 10 und 18 Uhr das Kanzleramt mitsamt Park, die 13 Bundesministerien und das Presse- und Informationsamt für Besucher geöffnet. Der Bundeskanzler? Will sich sehen lassen. Gerhard Schröder und die meisten Regierungsmitglieder – darunter der wieder genesene Verteidigungsminister Peter Struck – haben angekündigt, gerne Besucher zu empfangen und für Fragerunden zur Verfügung zu stehen. Einige geben einen Einblick in ihre Arbeitszimmer, Familienministerin Renate Schmidt etwa. Angst vor einer spontanen Hartz IV-Demo im Kanzleramt habe man keine, heißt es in der Bundesregierung. Stattdessen wolle man „seriös informieren“ und einen „Einblick in die politische Arbeit geben“, so ein Sprecher. Dass das auch bunt zugehen kann, sieht man im Kanzleramt. In einem Ideen-Park wird erklärt, wie eine Brennstoffzelle funktioniert, Airbus-Technologie und Fußball spielende Roboter wie Bundeskanzler sind dort zu sehen. Eingeweihten zufolge soll Gerhard Schröder am Sonntag „gegen Mittag“ gegen die Roboter antreten – mit Oliver Bierhoff, der den Kanzler auf seinem Rundgang laut Regierungsangaben begleiten wird.

Im und um den Bendlerblock stehen der Eurofighter, ein Fallschirm-Simulator und – erstmals öffentlich vorgestellt – der neue Transporthubschrauber NH-90. Am Sonntag ab 13 Uhr ist Peter Struck im Ministerium. Er spricht in einer Live-Sendung des Bundeswehr-Radios mit Bundeswehrsoldaten in allen Einsatzgebieten.

Neu in diesem Jahr sind die Thementouren: ausgewählte Angebote der 15 Veranstaltungsorte zu einem bestimmten Themenschwerpunkt. „Innovation“ und „Agenda 2010“, „Kunst am Bau“ oder „Gebäude mit Vergangenheit“.

Für das Kindervergnügen ist im Park des Kanzleramtes die Janosch-Figur Emil Grünbär zuständig. Im Familienministerium können sich Kinder in einem Nachrichtenstudio als Moderatoren versuchen oder von Familienministerin Renate Schmidt deren Büro zeigen lassen (Sonntag, 14 Uhr). Verbraucherministerin Renate Künast unterhält sich in ihrem Ministerium mit Ki.Ka-Moderator Marc Langebeck über Kinder, Ernährung und Bewegung. Blinde und Sehbehinderte erwartet eine spezielle Führung, die Kunst und Architektur des Bundeskanzleramtes erklären soll.

Ein kostenloser Bus-Shuttle verbindet auf zwei Routen die einzelnen Ministerien, in denen jeweils Programmhefte ausliegen. Eine weitere Neuerung: Wer lieber mit dem Fahrrad fahren will, kann sich an allen 15 Veranstaltungsorten Fahrräder der DB Rent mieten. Die Einnahmen soll das Berliner Kinderhospiz „Sonnenhof“ bekommen.

Damit die Ministeriumstüren auch wirklich offen stehen, empfehlen die Minister ihren Besuchern, ihre Personalausweise mitzunehmen. Könnte sein, dass kontrolliert wird.

Weitere Informationen telefonisch unter 030-520 00 57 51 (täglich von 9 bis 19 Uhr) oder im Internet unter:

www.einladung-zum-staatsbesuch.de

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