zum Hauptinhalt

Berlin: Hier kommt einem alles spanisch vor

Ana Maria Amahi tanzt am Wochenende beim Flamenco-Festival

Absätze knallen im Takt auf den Boden, Rufe erschallen und Hände klatschen. Es ist Flamenco-Zeit bei Ana Maria Amahi. Sie gibt einen Workshop in ihrer „Escuela Flamenca“ in Schöneberg für Fortgeschrittene. Immer wieder ruft sie, mal aufmunternd, mal bestimmend, auf Spanisch in die zehnköpfige Gruppe. Es läuft keine Musik, alle konzentrieren sich auf die Frau vorne am Spiegel. Ana Marie Amahi läuft der Schweiß herunter. „Heute ist es echt heiß!“ Sie lacht. Vor zehn Jahren ist die Spanierin nach Berlin gekommen. „Aus Liebe…“ Sie folgte damals ihrem zukünftigen Mann, den sie bei einem gemeinsamen Auftritt kennen gelernt hatte. Er sang, sie tanzte. Ein Jahr später gründeten sie gemeinsam eine Flamenco-Schule.

Seitdem steht Ana Maria Amahi jeden Tag vor einer Gruppe von Schülern, erklärt Schrittfolgen, zeigt die richtige Körperhaltung und klatscht den Rhythmus vor. „Der Unterricht macht mir Spaß. Für mich ist es wichtig, dass eine gute Atmosphäre zwischen mir und den Schülern herrscht.“

Flamenco ist ihr Leben. „Ich bin in Sevilla geboren. Wir wohnten im zweiten Stock, und im Parterre war eine Flamenco-Schule.“ Mit sechs Jahren tanzte sie erstmals Flamenco. Das ist eigentlich Familientradition. Ihr Großvater war Flamencosänger, mit ihrem Bruder hat sie mehrere Jahre lang getanzt. Nebenher macht sie eine Ballettausbildung. „Das hat mit geholfen, meine Haltung und mein Gleichgewicht zu verbessern. Aber Ballett ist nichts für mich. Da ist zu wenig Gefühl.“ Sie gibt als 14-Jährige in Sevilla mit ihrem Lehrer Manolo Leòn Unterricht und geht auf Tournee: Japan, Polen, Österreich, Deutschland. Mit dem Lernen, meint Ana Maria Amahi, hört man im Flamenco nie auf. „Jedes Jahr fahre ich mindestens für zwei Wochen nach Spanien und nehme dort Privatunterricht.“ In Deutschland ist sie eine Größe, in Spanien ist die Sache viel komplizierter. „Du kannst dort eine professionelle Tänzerin sein, aber berühmt wird man nur durch Glück.“ Dieses Jahr nimmt sie zum ersten Mal am Berliner Flamenco-Festival am Wochenende teil. „Ich werde Soleá por Bulería tanzen. Das ist ein kraftvoller Tanz mit mittlerem Tempo. Man trägt dazu einen Anzug.“ Im Kulturzentrum Pfefferberg in Prenzlauer Berg wird es dabei ein wenig wie in Spanien sein. Aber das ist nicht der Grund, weshalb sie sich in Deutschland wie zu Hause fühlt. „Ich bin sehr stolz auf das, was ich hier habe. Das habe ich mir alles aus eigener Kraft erarbeitet.“ Diese eigene Kraft steckt sie auch in ihren Tanz. Da kann beim Auftritt auch mal ein Schuh ins Publikum fliegen. „Ich habe einfach den anderen ausgezogen und weitergetanzt.“

Flamenco-Festival, 15. bis 23. August, im Kulturzentrum Pfefferberg, Schönhauser Allee 176. Tanzkurse ab 70 Euro, Eintritt für die Abendveranstaltungen ab 8 Euro. Weiteres unter www.flamencofestival.de und Telefon 44383342. Tanzschule Escuela Flamenca, Eisenacher Straße 45, Telefon 7818622.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false