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Berlin: Hier werden Sie nicht geholfen Was Firmenchefs erleben, die per Arbeitsamt Jobs besetzen wollen

Eine Zeitarbeitsfirma sucht 15 Dreher, das Arbeitsamt kann nur fünf vermitteln, aber nach einem TagesspiegelBericht melden sich am nächsten Tag fünf weitere Interessenten. Kein Einzelfall.

Eine Zeitarbeitsfirma sucht 15 Dreher, das Arbeitsamt kann nur fünf vermitteln, aber nach einem TagesspiegelBericht melden sich am nächsten Tag fünf weitere Interessenten. Kein Einzelfall. Auch Klaus Tappe, Inhaber von Tappe Engineering Services in Charlottenburg, ist an der Riesenbehörde schon gescheitert. Erst suchte er über das behördliche Stellenvermittlungssystem einen Ingenieur und klickte fünf Bewerber im Internet an. Zurück kam nichts – wieso, weiß Tappe bis heute nicht. Dann faxte Tappe seinen Mitarbeiterwunsch ans Arbeitsamt. Nach drei Wochen waren erst zwei Bewerber bei ihm aufgetaucht. Auf eine parallel geschaltete Anzeige in einer Zeitung meldeten sich 15 Leute. Arbeitslose Techniker gebe es viele in Berlin, sagt Tappe. Offenbar bringe das Arbeitsamt sie aber nicht zu den offenen Stellen.

Eine Umfrage des Instituts für Personalmanagement bei 212 Firmen ergab, dass die Hälfte mit der Arbeit des Arbeitsamtes unzufrieden war. Bemängelt wurde besonders, dass von dort oft ungeeignete Bewerber kämen. Dabei arbeite das Arbeitsamt bereits mit dem so genannten Profiling, könnte also Wünsche und Fähigkeiten der Jobsuchenden feststellen. Könnte.

Als Klaus Tappe im vergangenen Jahr mal eine Stelle über das Stelleninformationssystem (SIS) des Arbeitsamts ausgeschrieben hat, wunderte er sich, warum die Anzeige erst nach zwei Wochen erschien. Ein Anruf brachte Klärung: Der Text wird erst zur Zentrale nach Nürnberg geschickt, geht dann per Post zurück nach Berlin, wo er von Hand eingegeben wird. Darüber konnte Tappe sich nur wundern.

Er kann sich an Zeiten erinnern, als bestimmte Berufsgruppen bestimmte Sachbearbeiter hatten. Die kannten die Betriebe und riefen auch mal aus eigener Initiative an, um jemanden vorzuschlagen. Das ist Klaus Tappe schon lange nicht mehr passiert. Stattdessen kündigt Manfred Roosch, Fachbereichsleiter Vermittlung beim Landesarbeitsamt, für Herbst ein Programm an, das es Arbeitgebern ermöglicht, ihre Anforderungen an Bewerber detailliert im SIS einzugeben. eck

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