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Berlin: Hildegard Knef: Abschied von der letzten Diva

Die Wunden, die ihr das Leben schlug, konnte und wollte sie nie verstecken. Wie die Stadt, die Hildegard Knef Heimat war und für die sie zu einem Symbol wurde.

Die Wunden, die ihr das Leben schlug, konnte und wollte sie nie verstecken. Wie die Stadt, die Hildegard Knef Heimat war und für die sie zu einem Symbol wurde. "Es gibt viele Parallelen in ihrem Lebenslauf und in der Geschichte Berlins", sagte Klaus Wowereit, nachdem er sich am Sonnabendmittag im Säulensaal des Roten Rathauses in das Kondolenzbuch für die am Donnerstag verstorbene Schauspielerin eingetragen hatte. "Sie erlebte Höhen und Tiefen, in ihrer Karriere wie im persönlichen Bereich, aber sie hat sich nie unterkriegen lassen." Hildegard Knef sei immer eine Botschafterin der Stadt gewesen. Berlin will es ihr danken.

Zum Thema Hildegard Knef: Bilder aus dem Leben einer Diva Chronik: Stationen ihrer Karriere Am Dienstag will der Senat ein Ehrengrab für die Künstlerin beschließen. Hildegard Knef wird am kommenden Donnerstag nach einer großen Trauerfeier in der Gedächtniskirche auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf beigesetzt. Wie ihr letzter Manager Thomas Jost mitteilte, werden Trauerfeier und Beerdigung öffentlich stattfinden. "Alle, die wollen, werden daran teilnehmen können." Möglicherweise werde es auf dem Friedhof sogar Übertragungen auf Leinwänden geben. Auch in der Kirche sol es außer reservierten Plätzen wahrscheinlich keine Zugangsbeschränkungen geben.

Wie Klaus Wowereit nahmen am Sonnabend im Roten Rathaus zahlreiche Menschen Abschied von Hildegard Knef. Neben dem Tisch mit dem Kondolenzbuch und einem Bild der Knef mit Trauerflor standen zwei Vasen mit roten Rosen. "Sie war eine tolle Frau, einmalig. Ich habe jeden ihrer Filme gesehen", sagt Anita Hanke. Die 71-Jährige ist mit ihrer Schwester aus Tempelhof gekommen. "Sie hat so viel durchgemacht", sagt Schwester Marion Masollek, "jetzt hat sie ihre wohlverdiente Ruhe". "Aus Liebe und Respekt vor dem Zirkuspferd" hat sich Joachim Mitscherling eingefunden. Für den 45-Jährigen war Hildegard Knef "ein Vorbild, eine Kämpferin, die sich nicht hat unterkriegen lassen. Sie hatte Rückgrat", sagt der gebürtige Bautzener. "Von der Sorte müsste es mehr Menschen geben".

Während der Langen Nacht der Museen blieb der Säulensaal noch bis zum späten Abend für Kondolenzbesuche geöffnet. Auch am morgigen Montag ist noch Gelegenheit, Hildegard Knef im Roten Rathaus zu gedenken. Berlinale-Chef Dieter Kosslik hat zur 52. Berlinale in der kommenden Woche kurzfristig mehrere Knef-Filme ins Programm genommen.

Mit dem Tod der 76-jährigen Schauspielerin, Sängerin und Autorin verliert Berlin seine letzte Diva. Für Joachim Voeltzke geht mit Hildegard Knef "die einzige wirkliche Berlinerin", als die sie für viele Deutsche zum Begriff geworden ist.Der 74-jährige Bühnen- und Kostümbildner, der am Sonnabend aus Spandau ins Rote Rathaus kam, verliert mit der Schauspielerin zugleich eine alte Bekannte. Im Künstlerlokal "Volle Pulle" am Steinplatz kellnerte Voeltzke während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste und lernte Hildegard Knef Anfang der 50er Jahre kennen. "Sie war damals gerade aus Amerika zurück und hatte schon etliche Filme gedreht. Aber sie war ganz natürlich geblieben", lacht Voeltzke, "sie hat immer ein wundervolles Trinkgeld gegeben." Der Bühnenbildner und die Schauspielerin blieben in Verbindung. "Von Zeit zu Zeit haben wir telefoniert. Zuletzt habe ich vor einigen Wochen mit ihr gesprochen." Für Joachim Voeltzke war Hilde Knef eine "Verbindung zur Jugend". Mit ihrem Tod ist auch für ihn ein Lebensfaden gekappt.

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