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Berlin: Hilfe für die Heimat

Aus dem Stand organisieren Berliner Iraner Spendenaktionen für die Erdbebenopfer in ihrem Land

Sie verfolgen über ihre Satellitenschüsseln die Sondersendungen im iranischen Fernsehen und Radio zur Erdbebenkatastrophe, sie telefonieren mit allen erreichbaren Verwandten und Freunden in der einstigen Heimat – und sie wollen jetzt in Berlin aus dem Stand mit möglichst vielen Landsleuten und Deutschen wirksame Spenden- und Hilfsaktionen organisieren: Für zahlreiche der rund 10000 Iraner an der Spree ist die geruhsame Zeit zwischen den Jahren seit den schlimmen Erdstößen am vergangenen Freitagmorgen in der Region um die historische Stadt Bam jäh vorbei. Sie überlegen fieberhaft, wie sie die Überlebenden in den kommenden Monaten effektiv unterstützen können.

Vorgeprescht ist gestern der „Verein Iranischer Naturwissenschaftler und Ingenieure in Deutschland e.V.“ Rund 100 Mitglieder haben sich unter seinem Dach bundesweit zusammengefunden, die Hälfte davon lebt in Berlin. Normalerweise organisieren die Physiker, Chemiker oder Techniker Vorträge und den Austausch von Wissenschaftlern – doch nun wollen sie ihre Kompetenz im Bebengebiet handfest einbringen. „Zum Beispiel bei Notunterkünften oder beim Wiederaufbau“, sagt der Vereinsvorsitzende und Professor für Festkörperphysik an der Technischen Universität (TU), Nasser Kanani.

Die Arbeitsgemeinschaft der Architekten im Verein will sich darum kümmern, während die Mediziner ihr Augenmerk auf die künftige ärztliche Versorgung richten. Kanani: „Einer unserer Mediziner ist schon spontan nach Bam gereist, er soll herausfinden, wie wir am besten helfen können.“

In Berlin wollen die Wissenschaftler und Ingenieure die Dinge allerdings nicht alleine anpacken. Seit Montag koordinieren sie sich mit etlichen anderen iranischen Zusammenschlüssen, so mit dem „Verein iranischer Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte e.V.“ oder dem Kulturverein „Dehkhoda“. Gemeinsam haben sie ein Spendenkonto eingerichtet, und als erste Aktion in der Stadt planen sie ein Benefiz-Konzert mit persischer Folklore im Haus der Kulturen der Welt (HdKdW). Dessen Management reagierte gestern schnell: „Klar, wir sind dafür offen.“

Viele der organisierten Wissenschaftler sind schon lange in Berlin, Physiker Nasser Kanani mehr als 30 Jahre. Tote und verwundete Verwandte im Erdbebengebiet haben nur wenige hier lebende Iraner zu beklagen, weiß er. „Das liegt an der Region, Bam ist keine Auswandererstadt.“ Dennoch will er sich für die Menschen dort „selbstverständlich“ einsetzen, zumal er den Iran weiter als Heimat ansieht. Das sehen seine Kollegen Lohrasb Salehi und Sharooz Mohajeri ähnlich. Salehi arbeitet als EDV-Berater, Mohajeri ist Umwelttechniker. Und sie wissen – sie werden bei ihrem Kraftakt nun nicht alleine gelassen. Die Diakonie und andere im Bebengebiet tätige Organisationen melden schon eine auffallende Hilfsbereitschaft. Was die Iraner in Berlin auch im Alltag spüren. Lohrasb Salehi: „Ich werde ständig angesprochen, es ist toll, wie sich die Deutschen engagieren.“

Spenden an die Postbank Berlin, Konto-Nummer 771241-102, BLZ 10010010. Stichwort: Erdbebenkatastrophe.

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