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Berlin: Himmelslärm zur Schlafenszeit

Nachtflugverbot? Gilt nicht für Post-Flieger. Es werden immer mehr – und selbst leere Maschinen dürfen fliegen

Erholsam schlafen ohne Unterbrechung? In der Einflugschneise des Flughafens Tegel ist dies nur möglich, wenn man fast taub ist. Ober wenn man auch in warmen Nächten hinter geschlossenen, schalldichten Fenstern schläft. Denn Nachtruhe am Himmel gibt es nicht. Die Zahl der Nachtflüge hat in den vergangenen Monaten sogar noch zugenommen.

Gestiegen ist vor allem die Zahl der Postflüge, ohne dass auch nur ein Sack Fracht mehr befördert wird. Eurowings, eine Fluglinie, die Briefe und Karten aus Köln nach Berlin bringt, lässt die leere Maschine jetzt wieder zurück fliegen. Das wird als Postflug deklariert, und solche Flüge müssen nicht extra genehmigt werden, auch wenn sie nach Mitternacht erfolgen. So ist die Zahl der Flüge für die Post von 62 im Januar auf 92 im Juli und 86 im August gestiegen. Flüge mit Briefen und Paketen an Bord gibt es nach und von Frankfurt (Main) sowie von Köln. Hinzu kommt nun der Leerflug.

Andere Flüge nach Mitternacht müssen von der Luftfahrtbehörde stets genehmigt werden. Bis Mitternacht sind die Regelungen lockerer, obwohl die Nachtflugbeschränkung bereits um 23 Uhr beginnt. An den meisten anderen Flughäfen ist bereits ab 22 Uhr kein Regelbetrieb mehr möglich. In Tegel dagegen starten und landen zwischen 22 Uhr und 23 Uhr häufig noch mehr als zehn Flugzeuge.

Spitzenreiter in der Verspätungsstatistik nach 23 Uhr ist Air Berlin. Allein im August gab es 46 solcher Flüge. Im Januar waren es noch 19. Eine Auskunft, warum es so häufig zu Verspätungen kommt, gab es von Air Berlin nicht. In der Fluglärmkommission war Air Berlin im vergangenen November „eindringlich“ gebeten worden, die Zahl der Verspätungen zu verringern. Die Gesellschaft hatte danach versucht, die Starts auf ihren Abflughäfen um fünf bis 15 Minuten vorzuziehen. Jetzt soll es ein erneutes Gespräch mit Air Berlin geben. Bei British Airways seien solche Bitten erfolgreich gewesen, sagt Rolf-Roland Bley, Mitglied der Fluglärmkommission.

Die Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen fordert die bei der Stadtentwicklungsverwaltung angesiedelte Luftfahrtbehörde auf, weniger Genehmigungen für Nachtflüge zu erteilen. „Wenigstens nachts haben wir ein Recht auf Ruhe“, so der Sprecher der Initiative, Johannes Hauenstein. Die Zahlen belegten, dass die Aussage von Staatssekretärin Maria Krautzberger aus der Stadtentwicklungsverwaltung nicht stimme, wonach seit Beginn des Sommerflugplans „tendenziell eine Verbesserung der Verspätungssituation festzustellen“ sei.

Etwas mehr Ruhe könnte es im nächsten Jahr geben. Dann sollen zumindest die Postflüge aus Köln in Schönefeld landen. Die Post gebe in ihren Ausschreibungen für die Flüge Schönefeld als den bevorzugten Flughafen an, sagte Postsprecherin Sylvia Blesing. Doch bisher habe es nur Angebote für Flüge nach Tegel gegeben.

Und auch finanziell soll es Druck geben. Starts und Landungen nach 22 Uhr sind seit August in Tegel und Tempelhof teurer geworden, und nach 23 Uhr kommt ein prozentualer Aufschlag hinzu.

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