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Relikt. Eine Douglas DC-3, hier am Flughafen Paderborn-Lippstadt.

© dpa

Hin und Her um Jubiläumsflug: Kommen die alten Rosinenbomber nach Berlin?

In der Schwebe: Fliegen zum Luftbrückenjubiläum alte Rosinenbomber über die Stadt? Unwahrscheinlich. Viele Events finden außerhalb Berlins statt.

Sie kommen, sie kommen nicht, sie kommen, sie kommen nicht, sie... Zeitweise glich das Hin und Her um den geplanten Jubiläumsflug alter Rosinenbomber einem Gänseblümchen-Abzählspiel. Groß waren die Pläne des in Hamburg ansässigen Fördervereins „Luftbrücke Berlin 70“, der es sich vorgenommen hatte, zur Erinnerung an die Luftbrücke eine ganze Armada von historischen Transportflugzeugen nach Berlin zu locken.

Man wollte den Berlinern und ihren Gästen eine Ahnung davon geben, wie es war damals vor 70 Jahren, als der Westteil der Stadt nur noch an der Nabelschnur einer nie abreißenden Flugzeugkette hing, bis am 12. Mai 1949 die Sowjets ein Einsehen in die Vergeblichkeit ihrer Anstrengungen hatten und die fast einjährige Blockade aufgaben.

Doch der Verein hatte die Schwierigkeiten des Unternehmens offensichtlich unterschätzt. Noch immer bietet seine Website vom 10. bis 16. Juni ein stattliches Programm, doch es findet überwiegend nicht über und schon gar nicht in Berlin statt, sondern an früheren Abflugorten der Luftbrücke, in Wiesbaden, Faßberg, Jagel und Nordholz. Berlin ist nur noch mit zwei Überflügen im Programm verzeichnet, am kommenden Sonnabend gegen 17 Uhr, und noch einmal am Sonntag gegen 13 Uhr.

Wobei auch der „Überflug“ im engeren Sinne, also die Route über die Innenstadt, noch nicht ganz gesichert ist, wie Thomas Keller, Initiator des Projekts und der Vorsitzende des Fördervereins, dem Tagesspiegel sagte. Es werde zwei „Umflüge“ um Berlin mit bestimmten Stationen geben, die in den nächsten Tagen festgelegt und dann bekannt gegeben werden. Ob die Innenstadt dazugehöre, wie sich der Verein dies wünsche, liege nicht in seiner Hand.

Die "Kirche auf der Sahnetorte"

„Die Route übers Brandenburger Tor wäre die Kirsche auf der Sahnetorte“, sagte Keller. Für einen Einflug in das Flugbeschränkungsgebiet aber steht eine Genehmigung des zuständigen Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung noch aus. Bis Freitag mussten ergänzende Unterlagen zu dem Antrag eingereicht werden, sagte eine Sprecherin des Amts.

Beteiligt am Flugprogramm sind laut Verein mehr als 20 Douglas DC-3 „Rosinenbomber“. Geplant sind außerdem Besichtigungen der Flugzeuge auf mehreren Flugplätzen und Feierlichkeiten mit Zehntausenden Besuchern in Wiesbaden und im niedersächsischen Faßberg. Der Flugplatz Schönhagen südlich von Berlin ist, wie berichtet, nicht mehr auf der Liste der Veranstaltungsorte.

Auftakt war am Pfingstmontag auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim. „Wiesbaden ist die Wiege der Luftbrücke“, sagte Thomas Keller. Von dort starteten die ersten Flüge Richtung Berlin. Auf dem Flugplatz konnten die historischen Maschinen besichtigt werden, es gab ein Flugprogramm mit „Candy drop“ – einen Süßigkeitenabwurf – und einen Gottesdienst für die während der Luftbrücke tödlich Verunglückten. Im Vorfeld rechnete der Veranstalter, die U.S. Army Garrison, mit rund 40.000 Besuchern. Der Flugplatz ist wie in Zeiten der Luftbrücke in US-Hand, heute befindet sich dort das Hauptquartier der US Army Europe.

Am Mittwoch in Wiesbaden abheben

Am Mittwoch sollen die „Rosinenbomber“ in fünf Gruppen von Wiesbaden abheben und nach Faßberg in Niedersachsen fliegen. Der dortige Flugplatz habe eine besondere Bedeutung, da von dort rund 70 Prozent der Kohletransporte nach Berlin abgeflogen seien, sagte Keller. Am Sonnabend gibt es dort am „Tag der Bundeswehr“ eine weitere große Gedenkveranstaltung.

Am Donnerstag geht es vorübergehend zu den Luftbrücken-Stationen nach Jagel in Schleswig-Holstein und Nordholz in Niedersachsen, auch dort können die Maschinen besichtigt werden. Höhepunkte der Gedenkwoche sollen die Flüge am kommenden Sonnabend und Sonntag nach Berlin werden. Hier wurde das Ende der Blockade bereits am 12. Mai, dem 70. Jahrestag, mit einem Fest auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof gefeiert.

Die Piloten nehmen ehrenamtlich teil

Die mehr als 20 „Rosinenbomber“ vom Typ DC-3 sind laut Thomas Keller in Privatbesitz oder gehören luftfahrthistorischen Vereinen. Sie kommen aus Finnland, Schweden, Norwegen, England, Frankreich, der Schweiz und Ungarn. Zwei russische Piloten, die sich angemeldet hatten, sagten ihr Kommen wieder ab. Etwa zehn Flugzeuge kommen aus den USA.

Die Piloten nehmen ehrenamtlich teil und würden dafür teilweise hohe Kosten auf sich nehmen oder hätten sich Sponsoren gesucht, sagte Keller. Ein Flug aus den USA koste bis zu 180.000 Euro, da die Flugzeuge in Grönland und Island zwischenlanden mussten, für die Atlantiküberquerung Heizungen in die Flieger eingebaut wurden und die Piloten in speziellen Überlebensanzügen fliegen mussten, für den Fall, dass sie bei einem Unglück ins Wasser geraten.

Die Veranstaltungswoche sei wegen des hohen organisatorischen und finanziellen Aufwands wohl die letzte Gelegenheit, die „Rosinenbomber“ zusammen im Flug zu erleben. „In der Konstellation wird das wahrscheinlich nicht mehr möglich sein“, sagte Keller. An den Maschinen liege das aber nicht, die seien ausgesprochen zuverlässig: „Die DC-3 ist der VW der Lüfte, die fliegt immer und kann fast überall landen.“ (mit dpa)

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