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Berlin: Hin und weg

VON TAG ZU TAG Christian van Lessen begibt sich mit einem BVGFahrschein auf Zeitreise Aufregend, so eine Zeitreise. Wir stehen auf dem Ku’damm an einer der Haltestellen der Buslinie 119, schon rollt ein blassgelber Doppeldecker mit der Aufschrift „19“ vor.

VON TAG ZU TAG

Christian van Lessen begibt sich

mit einem BVGFahrschein auf Zeitreise

Aufregend, so eine Zeitreise. Wir stehen auf dem Ku’damm an einer der Haltestellen der Buslinie 119, schon rollt ein blassgelber Doppeldecker mit der Aufschrift „19“ vor. Wir spüren das eigene Alter und wünschen uns zwei, drei Groschen herbei, um stilecht und zeitgemäß beim Schaffner zahlen zu können: „Schüler, bitte!“

Willkommen im West-Berlin der Sechziger! Als der gelbe Bus damals rollte, wurden Schulen gebaut, nicht geschlossen, Theater eröffnet, nicht stillgelegt. Große Wohnsiedlungen entstanden, mit viel öffentlichem Geld gefördert. Die Renten waren sicher, kein Mensch machte sich Gedanken über deren Finanzierung. Die Stadt schwamm im Geld. Kein Wort von Pleite. Es gab Berlin-Zulagen, Kindersegen und Vollbeschäftigung. Die Stadtreinigung unterhielt ein üppiges Kurhaus, die BVG konnte Fahrer und Schaffner bezahlen. Wer eine Lehrstelle suchte, wurde hofiert. „Seid schlau, lernt beim Bau“, stand an den Bussen. Wer so schlau war, dürfte vermutlich längst arbeitslos geworden sein. Wir sind entrückt und fahren durch ein Paradies der Erinnerungen. Wenn es nur nicht die Mauer gegeben hätte…

Ausstieg Wittenbergplatz. Harte Landung in der Wirklichkeit? Ach, nein. Über uns kreist ein Rosinenbomber. Wir denken: Nun reicht’s mit Vergangenheit – und freuen uns wieder auf das moderne, neue, ganze Berlin.

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