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Berlin: Hinter den Kulissen: Strieder in München, Senat vor Mumifizierung und weitere Meldungen

Wenn sie München hören, spotten waschechte Blockade- und Mauer-Berliner gleich über das jugendlich leichtsinnige Wort des CDU-Spitzenkandidaten Frank Steffel von der schönsten deutschen Stadt. Das würde nicht mal einem Wahlberliner aus Bayern wie Senator Peter Strieder einfallen - im Wahlkampf.

Wenn sie München hören, spotten waschechte Blockade- und Mauer-Berliner gleich über das jugendlich leichtsinnige Wort des CDU-Spitzenkandidaten Frank Steffel von der schönsten deutschen Stadt. Das würde nicht mal einem Wahlberliner aus Bayern wie Senator Peter Strieder einfallen - im Wahlkampf. Letztes Wochenende flog der SPD-Chef samt Ehefrau und den Söhnen Jakob und Moritz nach München. Schon vor dem Abflug in Tegel sprach ihn eine Frau in sehr direkter Berliner Manier an: "Sie fliegen auch nach München, Herr Strieder? Sie werden doch unsere Stadt nicht im Stich lassen wie Herr Steffel!" Und auf dem Rückflug ließ ein Spitzenmanager von Daimler-Chrysler den Flachs blühen: "Was haben Sie denn in München gemacht, Herr Strieder? Wollten Sie gucken, ob Herr Steffel recht hat?" Iwo, Strieders waren nur zum Familientreffen in Garmisch; seine Eltern feierten Goldene Hochzeit.

Durstig, wie sie war, taxierte Finanzsenatorin Christiane Krajewski das magere Angebot auf dem Senatstisch, rechnete die Getränke-Umlage nach und befand: "Für den Preis gibt es zu wenig, vor allem zu wenig Wasser." Nun meckerten auch andere, es war heiß am Dienstag. Kollegin Juliane Freifrau von Friesen warnte drastisch: "Durch Dehydrierung erreicht man Mumifizierung!" Alles war baff über die Sachkenntnis der Wirtschaftssenatorin. Da ließ André Schmitz, der Chef der Senatskanzlei, augenblickllich zwei Kisten "Spreequell" aus seinen gut gekühlten Beständen bringen. Das Flaschenetikett las sich tröstlich: "natürlich, prickelnd, perlend, frisch". Also keine gruselige Mumifizierung des Senats.

Unverhofft kommt oft. Als die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling am Donnerstag ihr verwaistes Fraktionsbüro betrat, wunderte sie sich, dass es schrecklich brenzelig roch. Sie ging der Sache nach und bekam einen Schreck. Der Schreibtisch ihrer Fraktionskollegin Almuth Tharan "war kurz davor, in Flammen aufzugehen". Eine Kristallkugel, die seit Jahr und Tag dort steht und als Briefbeschwerer dient, hatte sich unter der Hitze des sonnigen Hochs "Hilde" zum Brennglas entwickelt. Die Papiere unter der Kugel waren schon angekokelt. Frau Hämmerling gilt nun den Grünen als Rettungsengel des Abgeordnetenhauses.

Keiner kannte den jungen Mann namens Martin Müller, der Klaus Wowereit am 13. August auf Schritt und Tritt begleitet hat. Manche sollen vor Neugier fast geplatzt sein. Es war ein Abiturient aus Freiburg, der Teil zwei seines Siegerpreises vom Wettbewerb "Deutschlandbilder" der Körber-Stiftung genoss. Vor dem Tag mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin hatte er schon einen mit dem sächsischen Regierungschef Kurt Biedenkopf hinter sich. Martin Müller soll sehr beeindruckt gewesen sein von der Wowereitschen offenen Art. Er durfte ja auch so gründlich an der Innenausstattung der Macht schnuppern wie kein anderer.

Unter die Heimarbeiter ist Uwe Götze gegangen, parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer der CDU. "Moment, ich verbinde", sagte seine Sekretärin im Fraktionsbüro, aber dann meldete sich eine Stimme "bei Götze privat". Er hatte das Telefon auf seinen "Hausarrest" umstellen lassen. Im Abgeordnetenhaus sind nämlich die Maler, und da die vier Meter hohen Fenster im Nordflügel, wo die CDU-Fraktionsbüros liegen, für einen frischen Anstrich dran waren, flüchteten die Fraktionsgeschäftsführer. "Ich habe aber Arbeit eingesackt, ich diktiere ein paar Bänder Briefe runter", meinte Götze.

Mit den Vertrauenspersonen ist es so eine Sache. Der neue CDU-Generalsekretär Joachim Zeller war der Wunschkandidat von Frank Steffel, Parteichef Eberhard Diepgen hätte lieber die frühere Sozialstaatssekretärin Verena Butalikakis mit dem Ehrenamt betraut. Prompt behaupten Flüsterer in der CDU, nicht Steffels Ost-Mann Zeller, sondern Diepgens West-Frau Butalikakis gebe den Ton an. Das findet man im "Powerpoint Steffel", der Wahlkampfzentrale, direkt gemein. "Zwischen den beiden gibt es keine Überschneidungen", sagt Landesgeschäftsführer und Parteisprecher Matthias Wambach. Der Landesvorstand müsse doch in den Wahlkampfstab eingebunden sein. Das ist er zwar mit Diepgen, Zeller und Schatzmeister Siegfried Helias, aber Vorstandsbeisitzerin Butalikakis hat als Frühpensionärin eben Zeit für die täglichen Besprechungsrunden bei Wahlkampfleiter Volker Liepelt mit Ex-Senator Peter Radunski und Axel Wallrabenstein von der Werbeagentur. Die hat Zeller als Bezirksbürgermeister von Mitte nicht immer, Diepgen auch nicht. Also für alle Fälle doch ein Diepgen-Machtwort per Fernsteuerung im Steffel-Stab?

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