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Hipster Ari Garcia hat sichtlich Spaß auf dem Wintercup.

© Steffi Sandkaulen

Hipster-Wintercup: Hip, hip, Hurra

Ski-Staffel mit Jutebeutel und Club-Mate-Eis-Wettlutschen: Die beliebte Hipster-Olympiade wird nun auch im Winter ausgetragen. Um erfolgreich an den Start zu gehen, ist neben Kreativität und sportlichem Ehrgeiz vor allem eins wichtig: eine große Portion Selbstironie.

Wenn der Hipster Ski fährt, sind die Kufen aus Holz. Natürlich mit Gold angesprüht. Solche und ähnliche Beobachtungen ließen sich beim diesjährigen Hipster-Wintercup machen, der im erst vor kurzem eröffneten Club „Kosmonaut“ stattfand. Ein einzigartiges Spektakel spielte sich dort ab.

In der ersten Wettbewerbsdisziplin „Juteski-Staffel“ werden Bretter unter die Füße der Teilnehmer geschnallt. Zwei Leute pro Team stehen wacklig darauf, balancieren mühsam einen Schritt vor den anderen. Ziel ist es, einen Jutebeutel-Staffelstab an das dritte Teammitglied zu übergeben, abzuschlagen, umzukehren. Das schnellste Hipster-Team gewinnt. Kaputte Fußschnallen und Stürze – geschenkt, Hauptsache es macht Spaß.

Bereits zum dritten Mal wird der, zugegeben nicht ganz ernst gemeinte, Wettbewerb ausgetragen. Die Winteredition feiert jedoch Premiere. Hornbrillenträger messen sich hier nicht nur darin, wer die engste Hose trägt, sondern gleich in neun Disziplinen. Um erfolgreich an den Start zu gehen, ist neben Kreativität und sportlichem Ehrgeiz vor allem eins wichtig: Eine große Portion Selbstironie. Sei es beim Club-Mateeis-Wettlutschen oder der Spielrunde um das „Hippest Profile Pic“.

Beim ersten Spiel sind noch alle zwölf Teams dabei. Nach jeder Disziplin reduziert sich die Teilnehmerzahl, bis sich im Finale nur noch die zwei besten Mannschaften gegenüberstehen.

Ari Garcia ist einer der Teilnehmer, die sich bei frostigen Minustemperaturen auf das Gelände in der Nähe vom Bahnhof Ostkreuz getraut haben. Mit seinem Team „Hiptechster“ ist er sich sicher, den Kampf gegen die Herausforderer von „Mettigel“ oder „Turbo-Mate“ aufnehmen zu können. „Wir gewinnen die Herzen, deswegen gewinnen wir den Wettbewerb“, sagt Ari. Ausgestattet mit Kapitänsmütze, Glitzer-Kriegsbemalung und einer großen Tasche mit warmen Socken, Extra-Glitzer und Konfetti - als Notration -  fühlt er sich fit für die Spiele.

"Wir wollen einfach eine gute Zeit haben"

Die winterlichen Temperaturen stören ihn nicht. Ein echter Hipster ist auch für Eis und Schnee gerüstet und lässt sich den Outdoor-Spiel-Spaß nicht verderben. „Wir haben das Spielesortiment wintertauglich erweitert. Der Club Mate gefriert, Beanie-Mützen und Schlauchschals kommen als Accessoires dazu“, erklärt Alexander Bernikas, der zusammen mit seinem Bruder Christian das Projekt vor 2,5 Jahren ins Leben gerufen hat.

Schon damals lockte das Spektakel mehrere Hundert Besucher auf den Arkona-Platz. Vergangenen Sommer kamen sogar mehrere Tausend zu den Hipster-Spielen auf das Gelände des Postbahnhofs. „Diesmal machen wir ein Hipster-Winter-Labyrinth“, sagt Veranstalter Alexander Bernikas. Im Außenbereich werden die Spiele ausgetragen, im verwinkelten Innenbereich können die Hipster auf einem Kreativmarkt dem frönen, was sie eh am besten können: konsumieren.

Auch wenn der Spaß im Vordergrund steht, ganz unkritisch sehen die Veranstalter die Hipster-Mentalität nicht. So ist es kein Zufall, dass es die Disziplin „Der Hipster-Preis ist heiß“ als einziges Spiel der Sommer-Spiele wieder in die Olympiade geschafft hat. „Beim Hipstertum ist vieles oberflächlich, wenig reflektiert, es dreht sich viel um Fashion. Das ist dann die klassische Disziplin, wo die Leute ins Grübeln kommen. Papier mit Leder drum - das nennt sich dann Moleskine und kostet ein Vermögen“, sagt Alexander Bernikas. Aber mehr als einen Denkanstoß setzen will er nicht. Welt verändern wird vertagt – es geht ja um den Spaß.

Das Gewinnerteam kann sich neben Ruhm und Ehre auch über hipstertaugliche Sachpreise freuen. Doch das ist für viele nicht der einzige Grund, um mitzumachen. „Wir wollen hier einfach eine gute Zeit haben“, sagt Ari Garcia.

Trotz Feuertonnen und der Möglichkeit zum Aufwärmen im Innenbereich, schlottern Gäste und Teilnehmer, die sich die bunten Leggins nicht verkneifen konnten. Clever waren die, die Omas Strickpulli übergeworfen haben. Zum Glück sind die ja auch gerade hip.

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