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Berlin: Historisches Ensemble: Zwangsarbeiterlager soll dokumentiert werden

Zwölf unscheinbare Baracken zwischen Britzer und Köllnischer Straße bilden ein besonderes historisches Ensemble: Während des Zweiten Weltkrieges waren dort 2000 Zwangsarbeiter untergebracht. Inzwischen ist es das einzige vollständig erhaltene Lager Berlins.

Zwölf unscheinbare Baracken zwischen Britzer und Köllnischer Straße bilden ein besonderes historisches Ensemble: Während des Zweiten Weltkrieges waren dort 2000 Zwangsarbeiter untergebracht. Inzwischen ist es das einzige vollständig erhaltene Lager Berlins. Mehr als 600 hatte es in der Stadt gegeben. Der Bund der Antifaschisten Treptow und die Geschichtswerkstatt Berlin erarbeiteten in den zurückliegenden Jahren ein Konzept für das 3,3 Hektar große Areal. "Wir wollen, dass dort eine Gedenk- und Dokumentationsstätte zur Geschichte der Zwangsarbeiter entsteht", sagt Johanna Mauer vom Bund der Antifaschisten. Es soll ein Ort werden, an dem man die vorhandenen Materialien aus dieser Zeit zusammenfasst. Die Dokumente könnten zu Forschungs- und zu Informationszwecken dienen. "Es gibt außerdem die Idee, eine Jugendbegegnungsstätte anzusiedeln", sagt Johanna Mauer.

Das Konzept sieht vor, dass künftig vier Baracken an die Historie der Lager erinnern. Nachforschungen ergaben, dass in Niederschöneweide vor allem hochqualifizierte Arbeitskräfte untergebracht waren. Die Italiener, Franzosen, Holländer, Ukrainer und Polen lebten in massiven, unterkellerten Steinbaracken.

"Sie sollten wohl besonders geschützt werden", vermutet die Treptowerin. Denn die meisten anderen Fremdarbeiterlager waren aus Holz. Ihr Konzept haben die Geschichtsforscher schon Vereinen, Parteien und auch dem Abgeordnetenhaus vorgestellt. Unklar sind aber nach wie vor die Finanzierung und die Trägerschaft. Nachdem das Parlament jetzt dem Konzept zustimmte, erhielt die Senatskulturverwaltung den Auftrag, bis Ende Mai eine Stellungnahme zu erarbeiten. Deshalb wollte man sich dort gestern auch nicht näher äußern. "Wir beraten die Angelegenheit zurzeit", ließ eine Mitarbeiterin der Pressestelle lediglich ausrichten.

Die Treptow-Köpenicker Kulturstadträtin Eva Mendl (PDS) hat dazu konkrete Vorstellungen: "Land und Bund müssen das Projekt finanzieren." Schließlich sei dieses Thema von solch politischer Tragweite, dass es die gesamte Bundesrepublik etwas angehe, nicht nur Treptow und Köpenick. Natürlich unterstütze der Bezirk das Vorhaben. So will sich die Kulturstadträtin dafür einsetzen, dass noch vor der Sommerpause die provisorische Gedenktafel am Gelände durch eine richtige ersetzt wird. Nach dem Krieg nutzten Firmen die teilweise umgebauten Baracken. Seit sechs Jahren steht das Ensemble unter Denkmalschutz.

bey

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