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Ab ins Wasser. Was nach Spaß aussieht, kann schnell Ernst werden. Denn in trüben Seen sieht man oft nicht, wie weit der Boden entfernt ist.

© dpa

Hitze in Berlin: Gefahren im Sommer

Es bleibt heiß in den nächsten Tagen. Bei aller Freude über das schöne Wetter vergessen viele, dass es auch Risiken gibt – ein wenig Umsicht ist gefragt.

Endlich ist es so weit, es ist Sommerzeit: Schnell die Schuhe von den Füßen gestreift und über die Wiese gerannt, endlich wieder Gras unter den Füßen und frische Luft in der Nase. Oder das Fahrrad aus dem Keller geholt, schnell zur Grillparty geradelt, den Salat und die Mayonnaise im Picknickkorb.

Was sich nach unbeschwertem Sommervergnügen anhört, kann unter Umständen gefährlich sein. Allein im oben geschilderten Szenario stecken diverse Gefahrenquellen. Fangen wir einmal bei den Füßen an: Wenn der schuhpolsterverwöhnte Städter nach langer Winterpause die Schuhe in die Ecke schleudert und durch den Garten oder Park läuft, knickt er leicht um und verstaucht sich den Knöchel. Oder tritt in Scherben, die auf Berliner Straßen gerne herumliegen. Die nackten Beine und Arme werden gerne von Mücken attackiert – oder Schlimmerem. „Der gefährlichste Insektenbiss ist der Zeckenbiss“, sagt Angela Kijewski, Sprecherin vom Unfallkrankenhaus Berlin in Marzahn. Gehirnentzündung und Borreliose können die Folge sein, wenn man beim Waldspaziergang nicht aufpasst.

Die meisten Fahrradunfälle gibt's im Sommer

Auch bei der Fahrradtour kann der sommerliche Leichtsinn schwere Folgen haben. Sommerradler überschätzen sich oft und treffen nicht genügend Sicherheitsmaßnahmen, sagt Kijewski. „Die meisten setzen keinen Helm auf, es ist schließlich warm und man will die Haare fliegen lassen“, sagt sie. Die Häufung der Fahrradunfälle schlägt sich in der Verkehrsunfallstatistik dramatisch nieder. Ab April steigt die Zahl der Radverkehrsunfälle in Berlin sprunghaft an: Mussten im März 2013 noch 205 Verunglückte versorgt werden, waren im April schon 534 Radfahrer in Unfälle verwickelt. Die Spitze wurde dann im August mit 1034 Unfällen erreicht, fast ein Sechstel der jährlichen Unfallziffer.

Kijewski beobachtet im Unfallkrankenhaus aber vor allem einen Anstieg bei zwei Typen von Verletzungen: Brandverletzungen und Rückenmarksverletzungen. Nicht jeder, der sich an den Grill stellt, hat auch den Titel Grillmeister verdient. „Unsachgemäße Verwendung von Brandbeschleunigern ist die Hauptursache von Verletzungen“, sagt Bianka Olm von der Berliner Feuerwehr. Das typische Szenario für eine Brandverletzung beim Grillen beginnt meist mit ungeduldigen Grillern, die flüssige Brandbeschleuniger in die schwelenden Kohlen schütten. „Dann zündelt eine Stichflamme hoch, die dann wiederum zur Hand hochlodert und den Brandbeschleuniger in Brand setzt“, sagt Olm. Klein, aber gefährlich sind vor allem Einweggrills, denn sie werden oft achtlos auf die Wiese oder den Rasen gestellt und können zu kleinen Flächenbränden führen. „Man sollte immer einen Eimer Wasser für die Fläche rund um den Grill bereithalten“, rät die Brandmeisterin. Den Grill selbst sollte man aber in keinem Fall mit Wasser löschen.

Zwar gibt es keine Statistik über Grillunfälle, Olm vermutet aber, dass mit der steigenden Beliebtheit von Gasgrills die Unfallziffer eher abnimmt – denn der Brandbeschleuniger erübrigt sich. Ganz sorglos sollte man aber auch mit Gasgrills nicht hantieren: „Wenn man die Gaskartusche auswechselt, sollt man sicherstellen, dass man den Gashahn sorgfältig abgedreht hat“, sagt Olm. Denn austretende Gasflüssigkeit ist ebenfalls entzündlich.

Diese Erfahrung bestätigen die Zahlen aus dem Unfallkrankenhaus Marzahn: Seit Anfang Juni sind dort 20 Patienten mit „sommerbezogenen Verbrennungen“ eingeliefert worden. Darunter waren nicht nur unvorsichtige Griller, sondern vor allem Camper, die sich bei der Bedienung ihrer Gaskocher verletzt haben. Auch schwere Sonnenbrände fallen darunter. Angela Kijewski erwartet in den nächsten Wochen täglich ein bis drei Fälle dieser Kategorie.

Tragischer Sprung ins Wasser

Zur Abkühlung springen viele Berliner in die nahe gelegenen Seen – teilweise mit tragischem Ausgang. Rückenmarksverletzungen rühren oft von übermütigen Kopfsprüngen ins Wasser her, das in Berlin oft eher matschig-trüb als kristallklar daherkommt und dessen Tiefe deswegen schwer einzuschätzen ist. Angela Kijewski weiß die Geschichte zweier junger Männer zu erzählen, die kopfüber in einen See sprangen, der sich als nur 80 cm tief herausstellte. Beide sind jetzt querschnittgelähmt. In diesem Jahr gab es zwar erst diesen einen Fall, durchschnittlich sind es zwei bis drei Patienten. Das zweite typische Szenario für Rückenmarksverletzungen ist der Kletterausflug auf den Baum. „Die Leute klettern da hoch, weil sie irgendwas pflücken wollen“, sagt Kijewski, „und dann stürzen sie ab und landen hier.“

So schön die Hitze auch ist – sie ist gefährlich. Auf der Fanmeile zur WM behandelten die Sanitäter hundertfach Sonnenbrände und Fans mit Kreislaufproblemen. Vor allem in den Mittagsstunden drohen Sonnenstich und geschädigte Haut. Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt aber auch vor Sonnenbrand und Überhitzung vor allem während der Autofahrt in die Ferien. „Durch die Seitenscheiben kann UVA-Strahlung ungehindert in das Wageninnere gelangen“, warnt das Amt auf seiner Webseite und rät zu UV-geschützten Sonnenbrillen und Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor. Besonders für Kinder können Seitenblenden Schutz bieten. Dann kann es ganz unbeschwert und sicher in die Ferien gehen.

Sicher schlemmen trotz Hitze - lesen Sie hier ein Interview mit dem Lebensmittelhygieniker Dr. Goetz Hildebrandt, der Tipps gibt, wie man Lebensmittelvergiftungen bei warmem Wetter vermeidet.

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