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Anstehen unter sengender Sonne: Am Strandbad Wannsee konnte es bis zu einer Stunde dauern, bis die Schwimmwilligen hinein gelassen wurden.

© dpa

Hitzewochenende in Berlin: Die Hauptstadt hat Fieber

Brennende Sonne, nächtliche Gewitter: Die Stadt brodelte am Wochenende auch ohne Hitzerekord. Lesen Sie hier, wie die Gluthitze in Berlin war - und die nächste Hitze steht schon vor der Tür!

Das Thermometer

Der Morgen hat den Tag vermasselt: Die hohe Luftfeuchtigkeit nach dem unerwarteten Regenschauer am Sonntagmorgen und ein zäher Wolkenschleier verhinderten den prophezeiten Hitzerekord: 37,8 Grad an der amtlichen Referenzstation in Dahlem wären zu überbieten gewesen, wo aber „nur“ 34,5 Grad erreicht wurden. Der Berliner Spitzenwert wurde mit 34,9 Grad an der Köpenicker Station Kaniswall gemessen, im Winter werden oft dort Tiefstwerte abgelesen.

In Brandenburg war es mit 35,3 Grad in Cottbus am heißesten. Am Samstag waren es in Dahlem maximal 33,2 Grad und am Kaniswall 35,7 Grad, hieß es beim Wetterdienst Meteogroup. Die Menschen schwitzten auch ohne Rekord genug. Choehae Lee, 23, aus Kreuzberg, und ihre Mutter Misuk Lee aus Südkorea schützten sich nach dem Kirchgang in der Bernburger Straße mit einem Sonnenschirm: „Bei uns gilt helle und nicht braune Haut als hübsch.“

Schwimmbad und Strandbad

Familie Lee.
Familie Lee.

© Annette Kögel

„Sehr gut, aber nicht historisch gut“ war der Tag laut Matthias Oloew, Sprecher der Bäderbetriebe. Nach verhaltenem Start warteten die Menschen nachmittags am Prinzenbad und am Strandbad Wannsee fast eine Stunde. Am Wannsee und am Insulaner wurde zeitweise nicht mehr kassiert, um Schlangen abzubauen. Am Sommerbad Pankow kam es wegen tumultartigen Gedränges am Eingang sogar zum Polizeieinsatz, durch den sich die Lage aber rasch beruhigte. Schneller kam man an die mobilen Pools des „Swim City“-Events am Hauptbahnhof.

Der Verkehr

Schon am Samstag wurde auf der Stadtautobahn zwischen Tegel und Zentralem Festplatz eine Spur gesperrt, weil sich eine Fuge in der Hitze hochgewölbt hatte. Sonst lief alles normal – zumal die Baustelle vor dem Dreieck Funkturm wie angekündigt vorzeitig abgebaut wurde.

Bei der BVG mussten mehrere Busfahrer mit Kreislaufproblemen den Dienst beenden – trotz Klimaanlage. Für Velotaxifahrer war es ein harter Tag – und für Leute, die umziehen: Janne Sammann aus Friedrichshain-Kreuzberg schleppte mit Bruder Steffen und einem Freund Matratzen, Schränke, Polster. „Unser Lkw hat keine Klimaanlage“, sagte die 22-jährige Studentin, „wir fahren mit offenen Fenstern bis Kiel.“

Berlins S-Bahn verkraftete die Hitze offenbar gut: Dort waren am Wochenende wegen technischer Probleme nur einzelne Fahrten ausgefallen. Bootstouristen und Fahrgastschiffe können nach Ende des Streiks der Schleusenwärter wieder die Gewässer passieren. Der Streik ist laut Gewerkschaft Verdi ausgesetzt.

Der Sport

Während bei den „Highland-Games“ in den Marzahner Gärten der Welt die Recken bei Baumstammwerfen und Steinstoßen tagsüber schwitzten, wurden andere Aktivitäten verschoben: Das Matadoren- Rennen auf der Trabrennbahn Mariendorf wurde von Mittag auf 17 Uhr verlegt. Die Läufe der Vattenfall City Nacht waren am Vorabend bereits auf fünf Kilometer ohne Zeitwertung eingedampft worden. Das überstanden laut Veranstalter alle Teilnehmer gut. 4100 von knapp 10 000 hatten aber das Angebot eines Freistarts im nächsten Jahr vorgezogen. Die Saisoneröffnung von Hertha am Nachmittag im Olympiapark war ohnehin mehr Volks- als Sportfest.

Die Touristen

Fabian Delpy.
Fabian Delpy.

© Annette Kögel

Die Stadt brodelte. Fabian Delpy aus Genf in der Schweiz tourte gleich mit nacktem Oberkörper und in kurzer Surfhose. „Ich würde am liebsten in die Spree springen“, sagte der 20-Jährige.

Ganz anders die 19-jährige Alvia Syifa aus Indonesien, die in Thüringen Erneuerbare Energien studieren will. Ob es ihr unterm Kopftuch nicht zu heiß sei? Nein, sagt sie lachend: „Ich habe 50 davon im Schrank, trage sommers wie winters das gleiche Material.“ Anstrengender sei da schon das Fasten: „Von 3 Uhr bis 21.15 Uhr esse und trinke ich nichts.“ Dann zog sie weiter – mit schwerem Koffer und Souvenirtasche.

Die Nachbarn

Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg hatte die Polizei mit auffällig vielen nächtlichen Ruhestörungen zu tun. Dabei wurden die Umländer nicht nur von Partys um den Schlaf gebracht, sondern auch von „ruhestörenden Arbeiten mit Rasenmähern und Elektrowerkzeugen“, teilte die Polizei im Landkreis Oberhavel mit.

Der Rettungsdienst

„Die Anzahl der Rettungsfahrten ist leicht erhöht“, hieß es am Sonntag bei der Feuerwehr. „Aber nichts Dramatisches.“ Auch im Unfallkrankenhaus Marzahn waren Hitze-Patienten die Ausnahme. Bei den Vivantes-Kliniken hatten aber einige Rettungsstellen hitzebedingt bis zu 30 Prozent mehr Patienten. Für den Abend bereitete sich die Feuerwehr auf heftige Gewitter vor.

Die nächste Hitze

Zum nächsten Wochenende hin sind laut Meteogroup wieder 35 Grad absehbar. Die Hitze soll aber nicht lange anhalten.

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