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Berlin: Höher, schneller, weicher

Die deutschen Köche haben eine Nationalmannschaft. Weltweit tritt das Team bei Wettbewerben an. Jetzt wird für Olympia trainiert – auch in Berlin

Der Bundesadler prangt schwarz-rot- golden auf der Brust, die Schulter ziert der Schriftzug „Knorr“. Von dem Fertigproduktehersteller sind auch die süßsaure Asia-Sauce im Glas und diverse Nudelvarianten in der Packung. Ein Sechs-Kilo-Karton Bratkartoffeln von Pfanni mit dem Aufdruck „in bewährter Lukull-Qualität“ steht ebenfalls da. Dies hier ist die Bankettküche des Hotels Steigenberger, in dem die zehnköpfige deutsche Nationalmannschaft der Köche für Olympia trainiert – für Olympia in Erfurt.

Dort steigen im Herbst die 21. Olympischen Spiele der Köche – offizieller Name: Internationale Kochkunstausstellung –, ein Ereignis, zu dem 32 Staaten ihre Nationalmannschaften entsenden. Für Deutschland starten sogar drei Teams: Senioren, Junioren und Streitkräfte. Die Bundeswehr hat eine eigene Mannschaft. Als Senior gilt in der Welt der Köche, wer seinen 23. Geburtstag hinter sich hat.

Jetzt heißt es üben, überall. „Wir haben bis zum Wettbewerb noch zehn Trainings vor uns“ , sagt Teamchef Karlheinz Haase. Die Deutschen haben einen Ruf zu verlieren, schließlich wurden sie bei den „American Culinary Classics“ im vergangenen Jahr Vizeweltmeister, zudem stehen sie auf Platz 1 der Weltrangliste. An diesem Dienstag kochen sie für 800 Gäste der „Komödie am Kurfürstendamm“. Dort hat am Abend das Stück „Einmal nicht aufgepasst“ mit dem Kabarettisten Jochen Busse in der Hauptrolle Premiere. Bei der Feier gibt es Kabeljau auf Reis, Hackbällchen auf Bratkartoffeln, Poularde aus dem Wok und ein Dessertbüfett.

Hausherr in Steigenbergers Edelstahl- Abteilung ist Markus Köppen. Er ist der Küchenchef des Hotels, hat seine Bankettküche der Mannschaft aber fürs Training überlassen. Es herrschen dort Chaos und Sauberkeit. „Was wir in die Hand nehmen, nehmen andere in den Mund“, sagt Köppen. Deswegen wasche sich jeder Koch ständig die Hände. An den Wänden hängen überall Waschbecken mit Seifenspendern, die stumm die Aussage stützen.

Die Köche der Nation kennt man nicht. Karlheinz Haase kann das erklären. „Sie fragen, warum kocht nicht Lafer oder Schuhbeck für Deutschland?“, sagt er und liefert die Antwort: „Weil es dafür kein Geld gibt. Wir machen alles ehrenamtlich.“ Außerdem gebe es da auch einen Ruf zu verlieren. So nehme zum Beispiel Frankreich überhaupt nicht an dem Wettbewerb teil. Womöglich kämen sie nur auf den fünften Platz, dann wäre der schöne Nimbus der Weltspitze dahin.

Ob die erwähnten Fertigprodukte am Dienstag verwendet wurden, war nicht erkennbar. Jedenfalls sponsern Knorr und Pfanni die Mannschaft. Bei Olympia sind Hilfen nicht erlaubt – man darf zwar mit geputztem Gemüse antreten, aber schon das Schnippeln muss vor den Augen der Jury passieren.

Fatina Keilani

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