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Berlin: Hoheitliche Party-Meile

Der Kaiserdamm wird 100 Jahre alt – und das wird mit Straßenfest, Sektbars und Seifenkistenrennen gefeiert

Erstmals nach Jahrzehnten donnern heute Seifenkisten den Kaiserdamm herunter. Den Startschuss für das Rennen zwischen Königin-Elisabeth-Straße und Sophie-Charlotten-Straße will heute um 10 Uhr Monika Thiemen abfeuern. Dass die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf das Seifenkistenrennen um den Deutschland-Pokal 2006 persönlich beschirmt, hat einen guten Grund – die sportliche Veranstaltung ist einer der Höhepunkte des Jubiläumsfestes „100 Jahre Kaiserdamm“, das dort auch heute von 10 bis 20 Uhr gefeiert wird – mit extra aufgebauten Biergärten, Cocktail- und Sektbars, Wein-, Essens- und Verkaufsständen, Frühschoppen und geöffneten Geschäften entlang der Flaniermeile am Kaiserdamm.

Namensgeber der 50 Meter breiten Prachtstraße ist Kaiser Wilhelm II. Auf seinen Wunsch hin wurde sie angelegt und am 1. November 1906 für den Verkehr freigegeben. Am 8. Dezember 1906 erhielt die neue Straße ihm zu Ehren den Namen Kaiserdamm. Dass sich daran auch ohne Kaiser bloß nichts ändern möge, bewegte Jahrzehnte später die West-Berliner, die zu Mauerzeiten dafür sogar einmal auf die Barrikaden gingen: Am 26. April 1967 war die Straße nämlich in Adenauerdamm umbenannt worden. Doch das ließ sich auf Dauer nicht halten. Nach vehementen Protesten der Bevölkerung wurde das bald zurückgenommen und bereits am 15. Januar 1968 erinnerten die Straßenschilder wieder an den Kaiser. Für den verschmähten Konrad Adenauer wurde dann Ersatz am Kurfürstendamm gefunden.

„Fachgeschäftsmeile – so nah, so gut“, wirbt heutzutage die Interessengemeinschaft Kaiserdamm, die auch Veranstalter des Jubiläumsfestes ist, für die Straße. Deren großzügige Anlage vollendete einst das um 1900 entstandene sogenannte „Heerstraßenprojekt“. Eine gerade Prachtstraßenverbindung vom Berliner Schloss durch den Tiergarten über Charlottenburg bis zum Truppenübungsgelände bei Döberitz hatte Berlin und das Militär bei dem Verkehrsprojekt im Auge.

Im Dritten Reich wurde der Kaiserdamm Teil der Ost-West-Achse, die als Paradestraße ausgebaut werden sollte. Die Straße war aber auch für die Entwicklung Charlottenburgs bedeutsam – vor allem für die Erschließung von Witzleben und Westend. Entlang dem Kaiserdamm entwickelte sich bis 1920 eine Mischung aus Wohn- und Geschäftshäusern sowie Verwaltungsgebäuden, darunter das ehemalige Polizeipräsidium Charlottenburg. Heute ist der Kaiserdamm vor allem eine Verkehrsachse Richtung Mitte – und an diesem Sonntag zudem Festmeile und Rennstraße. hema

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