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© ddp

Hohenschönhausen: Aktion "Stasiknast" abgebrochen

Am Donnerstag hatte Carl-Wolfgang Holzapfel eine drei mal vier Meter große Zelle bezogen, eine Woche lang wollte er darin unter Haftbedingungen verbringen. Nicht mal die Hälfte der Zeit hielt er durch. An der Aktion hatte es wegen Holzapfels Verbindungen in die rechte Szene Kritik gegeben.

Die Zelle wirkt aufgeräumt und verlassen: links Waschbecken, dahinter ein schmaler Tisch, ein unbequemer Schemel ordentlich an die Wand gerückt, rechts das Bett, das Laken nur flüchtig glattgestrichen, die Decke gefaltet. Die Pantoffeln stehen in Reih und Glied.

Ein Standbild aus dem Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, das war alles, was am Sonntag im Internet unter www.stasi-live-haft.de von der Kunstaktion des Ex-Häftlings Carl-Wolfgang Holzapfel und der Künstlerin Franziska Vu noch zu sehen war. Dazu gab es einen knappen Kommentar: „Liebe Besucher, aufgrund der emotionalen Belastung, die das erneute Erleben der Zelle für Carl-Wolfgang Holzapfel bedeutete, sah er sich dazu gezwungen, die Kunstaktion trotz der großen Resonanz abzubrechen.“

Am Donnerstag hatte Holzapfel die drei mal vier Meter große Zelle Nr. 207 bezogen, eine Woche lang wollte er darin unter Haftbedingungen verbringen, bis auf wenige wirklich private Momente stets beobachtet durch eine Webcam. Nicht mal die Hälfte der Zeit hielt er durch. „Ich fühlte mich psychisch nicht mehr in der Lage, diese Aktion weiter fortzusetzen, und bitte dafür um Verständnis“, sagte Holzapfel, der sich danach zu Hause erholte, gegenüber der Agentur ddp. Die Zeit in der Zelle habe ihm noch einmal vor Augen geführt, „welchen psychisch unerträglichen Belastungen Häftlinge ausgeliefert waren“. Er bedankte sich bei den fast 20 000 Besuchern auf der Webseite, bei Unterstützern wie auch Kritikern.

Letztere hatte es diverse gegeben, darunter den SPD-Abgeordneten Tom Schreiber, der seine Einwände gestern noch einmal erneuerte. Er respektiere die angeführten Gründe für den Abbruch und glaube sie, sagte Schreiber. Er habe auch keine Einwände gegen die Aktion an sich, nur eben in Verbindung mit einer dubiosen Persönlichkeit wie Holzapfel mit seiner zweigeteilten Biografie.

Wie berichtet, hatte dieser vor über 40 Jahren 13 Monate lang in DDR-Haft gesessen. Vor 20 Jahren war er Mitglied der Republikaner, und noch heute gehört er laut Schreiber dem Witikobund an, der am rechten Rand der sudetendeutschen Landsmannschaft stehe. Der SPD-Abgeordnete kritisierte auch den Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, der im Vorfeld der Aktion für ihn nicht erreichbar gewesen sei, sehr unsensibel agiert habe und nun einen Imageschaden für die Gedenkstätte zu verantworten habe. Auch der Verein Maueropfer hatte das Projekt kritisiert und Holzapfel vorgeworfen, im alten Stasi-Gefängnis ein „Disneyland“ zu inszenieren. (ac)

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