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Berlin: Holger Lippmann, Stadt-Privatisierer

Seine Branche boomt seit kurzem wieder: Immobilien! Berlin ist attraktiv für in- und ausländische Käufer.

Seine Branche boomt seit kurzem wieder: Immobilien! Berlin ist attraktiv für in- und ausländische Käufer. Die Preise sind niedrig, auch die Zinsen noch und der Hauptstadt der größten europäischen Volkswirtschaft trauen viele – trotz der enttäuschenden wirtschaftlichen Fakten – eine rosige Zukunft zu. Gut für den ansehnlichen, nüchtern wirkenden Juristen aus dem Osten, der den landeseigenen Liegenschaftsfonds nun schon seit 2001 mit Erfolg führt. Von dem betreuten Vermögen von insgesamt etwa zwei Milliarden Euro hat der Fonds seit der Gründung in 2400 Verträgen 6,5 Millionen Quadratmeter für mehr als eine Milliarde Euro verkauft. Dahinter stecken unzählige Verhandlungen und viele heikle juristische Fragen.

Das macht dem aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt stammenden Rechtsgelehrten, der an der Humboldt-Uni 1989 seinen Abschluss gemacht hat, keine Probleme. Ein Sonntagskind sei er, aber seine frühe Karriere habe er „durch Anstrengungen erreicht“ und weil er „fast immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war“. So nach den ersten freien Wahlen in Ost-Berlin: Als frischer Uni-Abgänger wurde er an die Spitze von 50 Mitarbeitern im Liegenschaftsdienst gesetzt. Danach ging es mit anspruchsvollen Aufgaben in verschiedenen Senatsverwaltungen weiter. Immer ging es um Vermögensfragen und Liegenschaften, und es gab kaum unbelastete kenntnisreiche Fachleute aus der alten DDR.

Kein Wunder, dass der damalige Finanzsenator Peter Kurth ihm 2001 die Aufgabe übertragen hat, die politisch umstrittene Veräußerung von Landes-Immobilien auf geeignete Weise zu „managen“. Der Liegenschaftsfonds war die Lösung. Das „Managen“ macht der sportliche Mann offenbar so erfolgreich, dass der Aufsichtsrat den einmal vorgesehenen zweiten Geschäftsführer nie bestellt hat.

Wenn man Holger Lippmann nach seiner Zukunft fragt, dann sieht er sich wohl noch auf absehbare Zeit an der Spitze des Fonds. Er freut sich auf das neue Domizil, das er mit seinen 130 Mitarbeitern demnächst als Mieter der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte an der Warschauer Brücke in Friedrichshain bezieht. Aber eines Tages wird der erfolgreiche „Vermarkter“ sich selber überflüssig gemacht haben – obwohl immer wieder Liegenschaften auch aus Bezirksbesitz dazukommen. Dann kann sich der ehemalige Fallschirmjäger und Stabsgefreite, der gerne taucht, Rad fährt und läuft, auch eine Aufgabe in der Privatwirtschaft oder an der Spitze einer anderen Landesgesellschaft vorstellen. Er weiß, wie Berlin funktioniert, wie Politik arbeitet und man Verwaltungen führt. Bis dahin lebt er mit seiner Partnerin zufrieden in seiner Doppelhaushälfte in Weißensee – und besucht in den Ferien seine Schwester in Pennsylvanien, die ihm zu DDR-Zeiten die Karriere fast vermasselt hätte, weil sie mit ihrem bengalischen Mann in den Westen gemacht hatte.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Holger Lippmann (42) ist seit 2001

Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds Berlin. Der Jurist ist

Präsidiumsmitglied des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI)

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