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Holländer sollen Berliner Ampeln modernisieren: Land spart Wartungs- und Stromkosten

Ein holländisches Privatunternehmen übernimmt zum 1. Januar die 2000 Berliner Ampeln. 618 schrottreife Anlagen sollen ersetzt werden

Ein holländisches Privatunternehmen übernimmt zum 1. Januar die 2000 Berliner Ampeln. Zehn Jahre soll die Firma Nuon die Anlagen warten und vor allem erneuern. Ein Drittel der Lichtsignalanlagen gilt als völlig veraltet und schrottreif. Der Vertrag sieht einen Austausch von 618 Ampeln vor, die vor allem in Ost-Berlin stehen. Installiert werden modernste LED-Anlagen, die vom Computer gesteuert werden sollen. Der Geschäftsführer von Nuon Deutschland, Thomas Mecke, kündigte jetzt an, dass diese 618 Kreuzungen schon „in den nächsten zwei oder drei Jahren“ umgerüstet werden. Geplant sei auch die Schaltung einer Grünen Welle auf der Ost-West-Achse Frankfurter Allee von Mitte bis Marzahn.

Das Unternehmen hatte den 2003 europaweit ausgeschriebenen Auftrag gewonnen. Der Zehnjahresvertrag, der noch vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses genehmigt werden muss, hat einen Umfang von 126 Millionen Euro, also 12,6 Millionen pro Jahr. Derzeit gibt Berlin jährlich allein für die Wartung zehn Millionen Euro aus. Deswegen profitiere auch das Land, heißt es in der Verkehrsverwaltung: Bis 2015 werde der Haushalt um 10,5 Millionen Euro entlastet, weil moderne Anlagen 80 Prozent weniger Strom verbrauchen – und den muss das Land bezahlen. Hauptvorteil: Die Stadt bekommt ein deutlich moderneres Ampelnetz. Zuletzt konnte die Stadt jährlich nur 2,6 Millionen Euro in Modernisierungen und Neubauten investieren – viel zu wenig. Überall wurden Totalausfälle durch Provisorien mit fliegenden Leitungen ersetzt, weil für neue Anlagen das Geld fehlt.

Für Nuon ist der Vertrag dadurch lukrativ, weil moderne Ampeln nicht nur weitaus weniger Strom, sondern auch weniger Wartung benötigen. Derzeit werden die teuren Glühbirnen alle halbe Jahre ausgetauscht, ob sie kaputt sind oder nicht. Die LED-Technik funktioniert dagegen über Jahre wartungsfrei. So rechne sich auch der vom Unternehmen geplante „Kraftakt“, die 618 Uralt-Anlagen sofort zu Vertragsbeginn auf einen Schlag zu ersetzen. Nuon betreibt bereits seit 2003 die 230000 Straßenlaternen in der Stadt.

Nuon ist aus den früheren niederländischen Stadtwerken entstanden, die Firma ist immer noch in kommunaler Hand. Heute betreibt eine Nuon-Tochter die Amsterdamer Ampeln – aus der Firmenzentrale lässt sich jede Kreuzung steuern, jeder defekte Ampelmast wird erkannt. Für die Polizei und Feuerwehr können bei Einsätzen die Anfahrtswege auf Grün geschaltet werden, ebenso für die Königin oder Staatsbesucher.

In Berlin dagegen sind genau zwei von 2000 Ampelanlagen staatsbesuchertauglich: am Großen Stern und am Ernst-Reuter-Platz. Alle anderen Ampeln können von der Zentrale im Flughafen Tempelhof entweder gar nicht gesteuert oder lediglich ausgeschaltet werden. Hinzu kommt, dass viele Ampeln nach einem Stromausfall nicht einmal von der Zentrale wieder eingeschaltet werden können – das muss ein Monteur vor Ort erledigen.

Die Hoheit über die Ampeln hat aber auch künftig die Polizei: Auf eigene Faust darf Nuon keine grüne Welle schalten.

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