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Berlin: Holocaust-Mahnmal: Lea Rosh kritisiert Eisenman harsch „Wären seine Eltern ermordet worden, was hätte er dann gesagt?“

Mit scharfen Worten hat Lea Rosh, die Vorsitzende des Fördervereins für das HolocaustMahnmal, den Architekten Peter Eisenman kritisiert. Eisenman hatte sich zuvor gegen einen Baustopp am Holocaust-Mahnmal ausgesprochen.

Mit scharfen Worten hat Lea Rosh, die Vorsitzende des Fördervereins für das HolocaustMahnmal, den Architekten Peter Eisenman kritisiert. Eisenman hatte sich zuvor gegen einen Baustopp am Holocaust-Mahnmal ausgesprochen. „Wären Eisenmans Eltern in Auschwitz mit Zyklon B ermordet worden, was hätte er dann gesagt?“ fragte sie gestern.

Eisenman, amerikanischer Jude, hatte den Baustopp kritisiert. „Wir können nicht mehr alle Deutschen für die Sünden ihrer Väter und Großväter verantwortlich und zu Geiseln der Political Correctness machen“, schrieb er in einem Beitrag für die „Zeit“. „Wäre das Projekt schon in dem Geist begonnen worden, in dem es nun fortgeführt zu werden droht, hätte ich nie mitgewirkt.“ Als Architekt des Mahnmals für die in Europa ermordeten Juden sei er gegen einen Baustopp, „nur weil ein Subunternehmen vor über 60 Jahren an verwerflichen Taten beteiligt war.“

Eisenman betonte, dass die Degussa bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit ein Vorreiter und führend bei der Einrichtung eines Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter sei. Wie berichtet, wurden die Arbeiten an den Stelen des Holocaust-Mahnmals eingestellt, weil dabei ein Graffiti-Schutzmittel der Degussa verwendet wurde. Eine Tochterfirma hatte während der Nazi-Zeit das Giftgas Zyklon B produziert, mit dem Juden ermordet wurden.

Lea Rosh ist über Eisenmans Worte erstaunt. „Ich kann nicht verstehen, dass er so harsch reagiert. Wir akzeptieren mit unserer Haltung, was die Nachkommen der Opfer anführen.“ Sie kenne beispielsweise eine Frau, die das Mahnmal nie betreten könne, wenn sie wüsste, dass die Degussa am Bau beteiligt gewesen sei. Die Geschäftsführerin der Stiftung, Sibylle Quack, sagte, bei der Entscheidung für das Degussa-Produkt hätten offenbar technische, künstlerische und ästhetische Aspekte im Vordergrund gestanden. Die Senatsbauverwaltung betonte, sie habe nicht auf die Verwendung des Degussa-Mittels gedrängt. Vor allem Eisenman, der zunächst keinen Graffiti-Schutz wollte, habe es favorisiert. Die Firma Geithner Bau forderte gestern, den Montagestopp für die Betonstelen „unverzüglich“ aufzuheben, die Frage der Beschichtung so schnell wie möglich zu lösen. Es drohe wirtschaflicher Schaden. Aus Baukreisen ist zu hören, das Degussa-Mittel sei noch nicht endgültig aus dem Rennen.

Der Baustopp wurde gestern zwischen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Vorsitzender der Mahnmal-Stiftung, und dem Degussa-Vorstandsvorsitzenden Utz-Hellmuth Felcht erörtert. Thierse betonte, er sei der Degussa dankbar, dass sie sich konstruktiv an der Lösung der aufgetretenen Probleme beteiligen wollte. Die Stiftung habe ihre Entscheidung „mit Blick auf die Verletzbarkeit der Gefühle“ getroffen. C. v. L.

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