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Berlin: Holocaust-Poster: "Wer etwas bewirken will, muss auch provozieren"

Lea Rosh vom "Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden" stellte gestern früh das provokative Riesenposter an der Brandmauer der DG-Bank am Pariser Platz vor: Inmitten einer Berglandschaft steht der Ausspruch "den Holocaust hat es nie gegeben" und klein darunter: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein.

Lea Rosh vom "Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden" stellte gestern früh das provokative Riesenposter an der Brandmauer der DG-Bank am Pariser Platz vor: Inmitten einer Berglandschaft steht der Ausspruch "den Holocaust hat es nie gegeben" und klein darunter: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein." Der Förderverein will mit dem Plakat, das auch in anderen Großstädten hängt, "die Gleichgültigen aufrütteln und die Zögernden aktivieren, Geld für das Denkmal zu spenden." Förderkreis-Vorsitzende Lea Rosh begründete die bewusst provokante Gestaltung des Plakates: "So ein einzigartiges Ereignis wie der Holocaust muss einzigartig vermittelt werden." Rechtsanwalt Lothar C. Poll vom Förderkreis möchte, "dass möglichst viele Menschen durch ihre Spende an diesem Mahnmal direkt beteiligt sind".

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit befürwortete die Aktion: "Wenn man mit einem Plakat etwas bewirken will, muss man heute auch provozieren. Provokation fördert die Diskussion." Dass die Aktion umstritten sein werde, sei ihm klar, sagte Wowereit und glaubt, "dass dieses Plakat im Prinzip keine Missverständnisse hervorrufen kann." Alexander Brenner, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, bekräftigt: "Wir stehen voll hinter dem Plakat."

Wowereits Vorgänger Eberhard Diepgen hatte sich gegen die Größe des Mahnmals gewehrt. Berlins Grünen-Spitzenkandidatin Sibyll Klotz hält das auch jetzt noch für einen "Skandal", und Klaus Wowereit findet, dies war "ein peinlicher Fehler". Für ihn sei das Mahnmal ein symbolischer Ort des Erinnerns. "Der Massenmord darf nie in Vergessenheit geraten, und wir müssen uns mit ihm auseinandersetzen, weil es heute immer noch Ewiggestrige gibt, die sich wieder verblenden lassen." Der Ort des Mahnmals in der City sei ein geeigneter Platz, "er wird sehr stark angenommen werden, indem viele Menschen dorthin kommen, absichtlich und zufällig". Im übrigen würde an anderen Orten weiterer Opfergruppen gedacht, "wir haben dazu eine Verpflichtung".

Das ursprünglich vorgesehene Wort "werden" in dem Plakatsatz "In 20 Jahren werden es noch mehr sein" war in letzter Minute durch "könnten" ersetzt worden. Der Gestalter der Anzeige, Jürgen Michalski, sagt: "Wir haben lange an dem Text gefeilt."

Das Bezirksamt Mitte war mehrmals gegen riesige Werbeplakate an dieser Stelle vorgegangen. Für das Aufhängen dieses Posters gab es eine Ausnahmegenehmigung. "Der Förderkreis ist kein kommerzielles Unternehmen, das hier wirbt, um Geld zu verdienen, sondern eine Gesellschaft, die einen politischen Zweck verfolgt", sagt Bezirksbürgermeister Joachim Zeller. "Die Provokation ist beabsichtigt - in unserer lauten, reizüberfluteten Gesellschaft muss ein Anliegen so präsentiert werden, dass der Betrachter zum Nachdenken angeregt wird"

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