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Heiliges Einkaufen im schönsten Pop-up-Kreativkaufhaus.

© promo

„Holy Shit Shopping“ in Treptow: Ein Designmarkt für das hippe Berlin

Einkaufserlebnis mit Club-Atmosphäre: Zwei Freundinnen gründeten „Holy Shit Shopping“ vor 15 Jahren in Berlin. Das Konzept setzte sich durch.

Socken, Kalender, Bücher, Parfüm oder Gutscheine – die Liste konventioneller Weihnachtsgeschenke ist so lang wie langweilig. Dass es auch anders geht, zeigen Ulrike Kabyl und Harriet Udroiu: Vor 15 Jahren haben die Freundinnen den vorweihnachtlichen Designmarkt „Holy Shit Shopping“ ins Leben gerufen.

Seitdem liegen immer öfter originelle und nachhaltig produzierte Geschenke unter den Berliner Weihnachtsbäumen wie zum Beispiel bunte Hoodies, vegane Handtaschen, besondere Comics, Wildkräuter-Produkte, Nackenkissen in Form eines Gaming-Controllers oder der Fernsehturm als buntes Stapelspiel für die Kleinsten.

Auch das Einkaufserlebnis selbst ähnelt mehr einem Clubbesuch als dem gängigen, von Jingle-Bells-Klängen und Glühwein-Duft begleiteten Bummel über den Weihnachtsmarkt. Beim „Holy Shit Shopping“ legen Berliner Künstler wie der Zeichner Jim Avignon Musik auf, es gibt gemütliche Bars und einen Streetfood-Bereich. Ein Kunsthandwerksmarkt für das hippe Berlin: selbstgemacht wird „do it yourself“, hausgemacht wird „homemade“.

Zur ersten Veranstaltung 2004 im Café Moskau auf der Karl-Marx-Allee kamen bereits gut 4000 Besucher. Wenn der Designmarkt am kommenden Wochenende in der Arena in Alt-Treptow in seine nächste Runde geht, werden mehr als dreimal so viele Gäste erwartet. Dass sich ihr Konzept so entwickeln würde, damit haben die Markt-Gründerinnen, die sich beim Kellnern in der Kreuzberger Ankerklause kennengelernt hatten, nicht gerechnet.

Die "Holy Shit" Shopping Gründerinnen Ulrike Kabyl (li.) und Harriet Udroin (re., ) mit ihrer Mitarbeiterin Katrin Morgenroth (mi.).
Die "Holy Shit" Shopping Gründerinnen Ulrike Kabyl (li.) und Harriet Udroin (re., ) mit ihrer Mitarbeiterin Katrin Morgenroth (mi.).

© Stefan Weger

[Holy Shit Shopping, Arena Berlin, Eichenstraße 4. Am 7. und 8. Dezember, 12–20 Uhr. Eintritt fünf Euro. www.holyshitshopping.de. Weihnachtsrodeo, Kühlhaus, Luckenwalder Straße 3, am 7., 8., 14. und 15. Dezember, 12–20 Uhr.]

„Wir hatten zwar Mund-zu-Mund-Propaganda gemacht, eigenhändig Plakate geklebt und auf Kneipentoiletten Flyer aufgehängt, aber wir hofften einfach nur, dass vielleicht ein paar Leute vorbeischauen“, erzählt Ulrike Kabyl im Büro und Lagerraum in Kreuzberg, von wo „Holy Shit Shopping“ geplant wird.

DJs legen beim "Holy Shit Shopping" auch auf.
DJs legen beim "Holy Shit Shopping" auch auf.

© promo

Für den ersten Markt hatten sich die Freundinnen bei Bekannten Kaffeemaschinen geliehen und einen großen Topf Linsensuppe gekocht. Der war schnell leer. Und als durch die Fenster des Café Moskau erst das Sonnenlicht flutete und später Schneeflocken zu sehen waren, war für Kabyl und Udroiu ein kleines Vorweihnachtswunder geschehen.

Er glaubte an die Idee eines alternativen Weihnachtsmarktes

Dass das „Holy Shit Shopping“ zuerst im Café Moskau stattfinden konnte, verdanken die Gründerinnen dem damaligen Chef des „Moskau“, Wolfgang Höcherl. Als sie von ihm die Höhe der Miete erfuhren, mussten sie schlucken, erzählen sie heute. Doch Höcherl hatte ein Einsehen, glaubte an die Idee eines alternativen Weihnachtsmarktes: Er half Kabyl und Udroiu ein Finanzierungskonzept aufzustellen, überzeugte sie davon, dass es erforderlich sei, Eintritt zu nehmen.

Keramik gibt es auf dem alternativen Weihnachtsmarkt auch zu kaufen.
Keramik gibt es auf dem alternativen Weihnachtsmarkt auch zu kaufen.

© promo

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Jahr für Jahr kamen Erfahrung und neue Ideen hinzu, Freundschaften zu Designern entstanden, seit 2017 gibt es auch einen Online-Shop, in dem man Produkte von rund 50 Designern das ganze Jahr über einkaufen kann. Inzwischen findet das „Holy Shit Shopping“ auch in Hamburg, Köln und Stuttgart statt.

Und längst gibt es ähnliche Events wie etwa den Markt „Weihnachtsrodeo“ im Kreuzberger Kühlhaus. Werbung macht das „Holy Shit Shopping“-Team inzwischen weniger auf Toiletten, sondern vor allem im Internet, wo der Name des Events jedoch schon mal dazu führt, dass die Algorithmen der sozialen Netzwerke den Account gesperrt hatten: der Begriff „Shit“ ist dort verboten, auch, wenn er holy ist.

Geschenke, die man überall bekommt, wird man umsonst suchen

Sehr wichtig sei ihnen, so erzählt Udroiu, neben der Auswahl der Standbetreiber auch der Veranstaltungsort. Nach dem vergleichsweise kleinen „Moskau“ mieteten sie zwischenzeitlich auch mal das Kraftwerk in der Köpenicker Straße, da kamen rund 19.000 Besucher. In der 7000 Quadratmeter großen ehemaligen Industriehalle der Arena ist der Designmarkt nun schon zum dritten Mal in Folge zu Gast.

Viele Aussteller der ersten Stunde sind am Wochenende wieder dabei, darunter das Label United Loneliness mit seinen Bildern bittersüßer Monster. Und Neuzugänge: der alternativen Reisebuchverlag Reisedepeschen zum Beispiel, personalisierte Kinderbücher von Familiar Faces, Fahrradzubehör von Quadro Design und Tex-lock. Nur Geschenke, die man überall bekommt, die wird man umsonst suchen.

Eva Steiner

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