zum Hauptinhalt
Zwei Männer halten sich auf einem Straßenfest zum Christopher Street Day an den Händen (Symbolbild).

© Michael Reichel/dpa

Homosexuelle Geflüchtete: Selbsthilfeprojekt zählt viele Angriffe

Ein Coming-out in einer Flüchtlingsunterkunft ist gefährlich. Betroffene werden beleidigt und körperlich angegriffen, wie Mitarbeiter von einem Beratungsprojekt berichten. 

In Brandenburg sind Angriffe auf homo- und transsexuelle Geflüchtete weiter hoch. Im vergangenen Jahr ordnete die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg von insgesamt 66 registrierten Fällen mehr als 40 dem Bereich Migration zu. 

„Die meisten Übergriffe passieren nach wie vor in den Flüchtlingsunterkünften“, sagte Projektleiter Carsten Bock. Auch in den Vorjahren waren die meisten Hilfesuchenden Geflüchtete. Am Sonntag ist der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.

Zahl homo- und transphober Angriffe ging leicht zurück

Insgesamt ist die Zahl homo- und transphober Angriffe nach den Worten von Bock leicht zurückgegangen: im Jahr 2018 zählte die Arbeitsgemeinschaft noch 78 Fälle. Die Polizei in Brandenburg registrierte acht Fälle, bei denen Menschen aus homophobem Motiv angegriffen worden sind - darunter zwei Beleidigungen und eine gefährliche Körperverletzung. 

[Mehr über das queere Berlin und Brandenburg: Der Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel erscheint monatlich, immer am dritten Donnerstag. Hier kostenlos anmelden: queer.tagesspiegel.de]

Die Zahlen unterscheiden sich, da es nicht bei allen Beratungen zu einer Anzeige kommt. 2018 und 2017 registrierte die Polizei jeweils sechs Fälle.

Für die Geflüchteten versuche man häufig, gemeinsam mit den Mitarbeitern der Einrichtungen eine Lösung zu finden, sagte Bock. Das sei wichtig, da die Menschen erst einmal weiter in den Einrichtungen bleiben müssten. Manchmal sei das aber nicht möglich, berichtete der 52-Jährige.

Manche müssen nach Drohungen in andere Einrichtungen gebracht werden

Manche der Geflüchteten, die Hilfe bei dem Beratungsprojekt suchen, würden so stark bedroht, dass sie in andere Einrichtungen gebracht werden müssten. „Manchmal müssen sie sogar in einen anderen Landkreis“, sagte Bock.

Rund drei bis vier homosexuelle Geflüchtete pro Woche suchten Hilfe bei dem Beratungsprojekt, berichtete Jirka Witschak, Projektleiter der Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg, das unter demselben Dach wie die Potsdamer Arbeitsgemeinschaft sitzt.

„Flüchtlingsberatung ist absolut unser Schwerpunkt“, sagte der 49-Jährige. Besonders schwierig sei es derzeit, da die Bewohner aufgrund der coronabedingten Einschränkungen die Einrichtung nicht wie gewohnt verlassen könnten. Das mache vielen zusätzlich zu schaffen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false