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Berlin: Hooligans: Die Polizei fürchtet die nächste Generation der Randalierer

Nach den Ausschreitungen am Rande des Fußballspiels St. Pauli gegen Hertha BSC am vergangenen Sonntag ist gegen fünf der Randalierer Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden.

Nach den Ausschreitungen am Rande des Fußballspiels St. Pauli gegen Hertha BSC am vergangenen Sonntag ist gegen fünf der Randalierer Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden. Aufgrund von "Defiziten in der Informationsweiterleitung" sah sich die Pressestelle der ermittelnden Hamburger Polizei am Donnerstag allerdings nicht in der Lage zu sagen, ob unter diesen fünf auch Berliner waren und ob sie bereits früher als Gewalttäter aufgefallen sind.

Auch die Leiterin der "Ermittlungsgruppe Hooligans" der Berliner Polizei, Iris Tappendorf, hat von den Hamburger Kollegen noch keine Nachricht über deren Ermittlungsergebnisse erhalten. Auch Hertha BSC wurden bislang keine Namen mitgeteilt - so dass etwa Stadionverbote ausgesprochen werden könnten. Der Verein werde aber "klare Zeichen" setzen, sagt der Hertha-Sprecher Hans-Georg Felder. Gegenwärtig werde noch über die geeigneten Maßnahmen nachgedacht. Die Hooligans seien bekannt und man werde erneut mit ihnen reden.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Online-Umfrage: Gucken Sie Bundesliga zukünftig lieber auf Premiere? De-Eskalation ist eine Hauptstrategie auch der Polizei. Tappendorf schätzt, dass es in Berlin etwa 290 Fans der "Kategorie C" gibt: Das sind die fest in der Szene verankerten, "richtigen" Hooligans, die allzeit bereit sind, sich zu prügeln und davon nur durch Abschreckung abgehalten werden können. Schwieriger einzuschätzen sind die ungefähr 700 Fußball-Fans der Kategorie B, die der Gewalt nicht abgeneigt sind, aber eher aus der Situation heraus handeln. "Wir stellen jedoch fest, dass sich die Grenzen zwischen den beiden Kategorien verwischen", sagt Tappendorf. "Manche, die wir jetzt noch der Kategorie B zurechnen, wollen sich in der Hooligan-Szene etablieren und müssen sich dazu beweisen." So rekrutiere sich der Nachwuchs der Gewalttäter - gegenwärtig habe die Polizei aber noch einen Zugang zu diesen Fans. (Kategorie A sind die friedlichen Fußballfreunde.) Außer der sichtbaren Gegenwart der Polizei zählen zu ihren Maßnahmen auch Meldeauflagen für bestimmte Zeiten - etwa während des Spiels -, besonders schwere Fälle können auch für mehrere Tage in Gewahrsam genommen werden. Der DFB sanktioniert Gewalttäter mit dem Verbot, einzelne oder auch alle Fußballstadien zu betreten.

Die Zahl von knapp 1000 gewaltbereiten Fußballfans in Berlin sei seit 1998, als die EG Hooligans gegründet wurde, relativ stabil geblieben, sagt Tappendorf. Es sind Anhänger von Hertha oder dem FC Union, einige mehr Fans des BFC Dynamo. Problematisch seien vor allem Auswärtsspiele dieser Vereine, sagt Tappendorf. Zwar fahren immer Beamte ihrer Ermittlungsgruppe mit, aber die örtliche Polizei kenne die Leute nicht. Schon bei der Anfahrt heizten sich die Fans mitunter auf. Dass es in St. Pauli zur Eskalation gekommen sei, hänge mit vielen Faktoren zusammen: Zwischen den Fans beider Vereine existiere eine lang gepflegte Feindschaft, die nach Paulis Aufstieg erstmalig wieder ausgetragen werden konnte. Das Stadion am Millerntor hat keine getrennten Ausgänge. Zudem seien auch Hooligans von Union und Dynamo nach Hamburg gefahren, berichtet ein Kenner der Szene. "Die wissen genau, dass in Berlin oder auf Schalke nichts läuft". Die Berliner Polizei habe die Situation gut im Griff.

Für das Hertha-Spiel am Sonnabend im Olympiastadion erwarten deshalb weder der Verein noch die Polizei besondere Vorkommnisse. "Ein Risiko-Spiel wird das gegen Rostock ein", erwartet Tappendorf. "Und ganz besonders natürlich das Rückspiel gegen St. Pauli."

Holger Wild

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