zum Hauptinhalt

Berlin: Hortchaos: Eltern gehen auf die Straße

Demonstration am Potsdamer Platz – Schließung der Kurt-Held-Schule verschärft Probleme in Kreuzberg

Unter dem Motto „Platzangst“ rufen Berliner Eltern am Sonnabend zu einer Protestveranstaltung gegen das „bevorstehende Betreuungsdilemma“ an den Grundschulen auf. In erster Linie soll es um die Verlagerung der Horte an die Grundschulen gehen. Es ist aber absehbar, dass auch andere Probleme in Zusammenhang mit dem neuen Schuljahr Eltern auf den Potsdamer Platz treiben werden, wo es um 14Uhr in einem Protestzug zum Abgeordnetenhaus gehen soll.

So werden Kreuzberger Eltern dabei sein, deren Grundschulen vom Sommer an die Folgen einer Schulschließung tragen müssen: Die Abwicklung der Kurt-Held-Grundschule ist nach Informationen des Tagesspiegels beschlossene Sache. Dies bedeutet, dass die umliegenden Schulen komplette Klassen der Held-Schule übernehmen müssen, obwohl sie wegen der vorgezogenen Schulpflicht ohnehin rund 50 Prozent mehr Erstklässler als sonst verkraften müssen.

„Die Verdichtung ist furchtbar“, sagt ein betroffener Schulleiter. Um auf die Folgen dieser Schulabwicklung hinzuweisen, wollen einige Eltern bei der Demonstration am Sonnabend dabei sein. Außerdem laden sie kommenden Dienstag zu einer Diskussion ein (Rathaus Kreuzberg, Yorckstr. 4-11, BVV-Saal, 18 Uhr).

Auch die Zukunft der Schülerläden beunruhigt weiterhin viele Eltern. Der Durchbruch bei den Verhandlungen mit der Schulverwaltung vor wenigen Tagen hat zwar die größten Ängste beseitigt. Die Schülerläden können nun einfacher mit den Schulen kooperieren und müssen sich nicht erst zu mehreren zusammenschließen. Dennoch wollen die Organisatoren der Demonstration darauf aufmerksam machen, dass dieser Erfolg nur „ein erster Schritt“ sei.

Sie fordern, dass Schülerläden und freie Träger langfristig in der Hortbetreuung eine Rolle spielen und dass die Eltern in die Umstrukturierungen einbezogen werden. „Die Eltern wollen mehr Transparenz“, sagt Anne Mikus vom Schülerladen „Tigerauge“.

Fehlende Transparenz kritisieren auch Eltern, die im Einzugsbereich von so genannten teilgebundenen Ganztagsschulen wohnen. Bei der Anmeldung ihrer Erstklässler wurde ihnen gesagt, dass sie sich entscheiden müssen, ob sie einen verpflichtenden Ganztagsbetrieb wünschen oder gänzlich auf eine Nachmittagsbetreuung verzichten. Wer etwas anderes wünsche, solle sich eine andere Schule suchen, hieß es.

Bei dieser Vorgabe der Senatsverwaltung für Bildung wird es möglicherweise nicht bleiben. Wenn viele Eltern eine freiwillige Hortbetreuung wünschten, „könnte dies natürlich eingerichtet werden“, sagte Rita Hermanns, die Sprecherin von Bildungssenator Klaus Böger (SPD). Sie rät den Eltern, den Betreuungsbedarf „unbedingt an der Schule anzugeben“.

Dass Proteste manchmal etwas bewirken können, zeigt das Beispiel der Kita-Eltern aus der Charlottenburger Glockenturmstraße. Sie haben über 2000 Unterschriften für die Erhaltung ihrer Kita gesammelt und darauf aufmerksam gemacht, dass es keine Betreuungsalternative für sie gibt. „Das wird gewürdigt“, sagte der zuständige Stadtrat Reinhard Naumann (SPD). Das Bezirksamt versucht jetzt ein anderes Hortgebäude für die Eichkamp-Grundschulen zu finden, damit die Kitakinder in der Glockenturmstraße bleiben können.

Zur Startseite