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Berlin: Horte auf der Suche nach der Partner-Schule

Viel Kritik an Plänen der Schulverwaltung

Im Streit um die Verlagerung der Horte in die Verantwortung der Schulen haben sich gestern die freien Träger und die Senatsverwaltung für Bildung auf die Bedingungen der Zusammenarbeit geeinigt. Damit ist gesichert, dass auch kleine freie Träger – wie etwa die Schülerläden – einzeln mit Schulen kooperieren können. Sie werden nicht mehr – wie vom Schulsenator zunächst geplant – gezwungen, sich wirtschaftlich zusammenzuschließen. Das hatte sich vergangene Woche bereits abgezeichnet und wurde jetzt festgeschrieben.

Gesichert ist auch, dass es in etwa bei einem Personalschlüssel von einer Erzieherin für 22 Kinder bleibt. Zudem bekräftigte Bildungsstaatssekretär Thomas Härtel (SPD) bei einer Diskussionsveranstaltung am Mittwochabend, dass die Kita-Leiterinnen, die mit den Kindern an die Schulhorte wechseln, ihre volle Vergütung behalten. Sie sollen in den Schulhorten keine Leitungsfunktion mehr haben, sondern nur eine koordinierende Funktion und werden dem Schulleiter unterstellt. Das ist allerdings nur ein Bestandsschutz für die jetzigen Leiterinnen und gilt nicht für neu eingestellte Kräfte. Dass diese Bestandsschutzzusage aber noch immer nicht schriftlich vorliegt, gehört zu den vielen Dingen, die die Verlagerung der Horte an die Grundschulen zurzeit belasten.

Was noch alles an Sprengstoff in dieser Verlagerung steckt, wurde bei der Diskussionsveranstaltung mit Staatssekretär Härtel deutlich: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte zusammen mit der Bildungsverwaltung und verschiedenen Verbänden in ein Kreuzberger Oberstufenzentrum geladen – und hunderte aufgebrachter Eltern und Erzieher nahmen an der Diskussion teil. So wies die Leiterin einer katholischen Kita in Gropiusstadt darauf hin, dass mit der Hortverlagerung auch ein Qualitätsverlust beim Essen einhergehe: Schülerläden und Kitas kochen meist selbst und bieten damit frisches Essen. Die Schulküchen aber, die jetzt mit den Bundesmitteln aus dem Ganztagsschulprogramm ausgebaut werden, sind nur als „Verteilküchen“ konzipiert: Dort wird nicht gekocht, sondern das Essen nur verteilt, das – meist nachts gekocht – von Cateringfirmen angeliefert wird. „Dieses Essen stinkt“, rief die Kita-Leiterin.

Auch Vertreter von Schülerläden meldeten sich zu Wort. Ein Erzieher des Schülerladens „Lukas und die wilden Zwölf“ berichtete, dass keine Schule weit und breit mit ihnen kooperieren wolle. Und das, obwohl sich sogar mehrere Schülerläden zusammengeschlossen hatten, was den Schulen eigentlich die Kooperation mit ihnen erleichtern sollte. „Wir sind langsam demotiviert“, beschrieb der Erzieher die Stimmung in dem neu gegründeten „BuKS“ (Bund Kreuzberger Schülerläden).

Andere Kreuzberger Erzieher wiesen auf die Gefahr hin, dass auch noch „die letzten deutschen Eltern“ den Kiez verlassen könnten, wenn die Schülerläden kaputt gingen. Die Nachmittagsbetreuung in den schwierigen Schulen des Bezirks sei keine Alternative für die individuelle Arbeit der kleinen Einrichtungen.

Staatssekretär Härtel versuchte, auf einen Teil der Einwände zu reagieren. So kündigte er an, er werde sich erkundigen, warum die Schulen nicht mit dem neuen „BuKS“ zusammenarbeiten wollten. Aber er gab auch zu bedenken, „dass nicht alle Schülerläden so toll sind“. Alle müssten bereit sein, die Qualität ihrer Arbeit objektiv zu bewerten – kleine Einrichtungen ebenso wie große. Außerdem sicherte Härtel zu, dass sich bei den Bedarfskriterien für einen Hortplatz nichts ändern werde: Es bleibe dabei, dass nicht nur Job, Ausbildung oder Arbeitssuche einen Hortanspruch begründen, sondern auch bestimmte familiäre und soziale Faktoren.

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