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Bezirksstadtrat Florian Schmidt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Hotel Orania am Oranienplatz: Kreuzberger Baustadtrat kritisiert neues Luxushotel

Unser Autor hat einen kleinen Riss im Kreuzberger Rathaus entdeckt. Eine Glosse.

Das stadtsoziologische Äquivalent zum „Neoliberalismus“ ist das „Luxushotel“. Nichts provoziert mehr wohlfeilen Neid als die Klischeevorstellung von begüterten Reisenden, die, mit Champagner gesättigt, die Lackschuhe vor die Zimmertür stellen, wo diese dann von entrechteten Halbsklaven auf Hochglanz getrimmt werden. Ein Baustadtrat, der sich als „Stadtsoziologe, Aktivist und Projektemacher“ vorstellt wie Florian Schmidt in Kreuzberg, hat deshalb massive Probleme mit dem neuen „Orania“ am Oranienplatz, das ja noch nicht mal ansatzweise wirklich ein Luxushotel ist. Aber was hätte man da für ein schönes multikulturelles Begegnungszentrum für Mieterinitiativen und Geflüchtetenberatung einquartieren können!

Deshalb ist der Zank zwischen dem äußerst behutsam operierenden Hotelier Dietmar Müller-Elmau und dem grünen Stadtrat sicher ein neuer provinzieller Tiefpunkt der Gentrifizierungsdebatte. „Berlin braucht einen Hotelentwicklungsplan – leider zu spät für den O-Platz“ hat Schmidt jetzt getwittert, offenbar Ausdruck der Illusion, die Aufwertung von Wohnquartieren lasse sich dadurch unterdrücken, dass man einfach alles verbietet, was die Lebensqualität erhöht.

Die Bezirksbürgermeisterin ist gespannt

Allerdings ist nun doch etwas Überraschendes passiert. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann hat dem Tweet des grünen Parteifreundes freundlich, aber bestimmt widersprochen: „Ich bin gespannt auf das Hotel – haben viel vor für den Kiez, ich nehme sie beim Wort“, hat sie zurückgetweetet. Das ist der Unterschied zwischen einer (ganz sicher nicht neoliberalen) Bürgermeisterin und einem Aktivisten im Staatsdienst.

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