zum Hauptinhalt
Hoch subventioniert. Beim Bau des Luxushotels in Werder soll der Unternehmer Axel Hilpert überhöhte Baukosten angegeben haben, um mehr Fördermittel des Landes zu erhalten. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Hotelier Hilpert bleibt in U-Haft

Betreiber des Resorts Schwielowsee beantragte vergeblich Freilassung. Staatsanwaltschaft ermittelt weiter

Schwielowsee - Der unter Betrugsverdacht stehende Betreiber und Miteigentümer des Resorts Schwielowsee, Axel Hilpert (63), bleibt weiter in Untersuchungshaft. Das entschied das Amtsgericht Potsdam am Dienstagmittag nach knapp dreistündiger Verhandlung. „Der Haftbefehl wird aufrechterhalten aus den Gründen seines Erlasses“, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts. Vor rund einem Monat war Haftbefehl gegen den schillernden Unternehmer wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr verhängt worden. Bei einem ersten Haftprüfungstermin vor drei Wochen hatte Hilperts Anwalt den Antrag noch zurückgezogen. Nun scheiterte er vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wertete dies als Zeichen „für die Solidität der bisherigen Ermittlungsergebnisse“.

Gegen den ehemaligen Stasi-Mitarbeiter Hilpert, der Kunst- und Antiquitätenhändler beim DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck- Golodkowski war und nach der Wende Karriere als politisch gut vernetzter Berater und Unternehmer machte, wird wegen schweren Betruges ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam wirft ihm vor, bei der Errichtung des Hotelkomplexes in Werder/Havel förderfähige Investitionen von 36 Millionen Euro vorgegeben und die Landesinvestitionsbank (ILB) damit getäuscht zu haben, die dann 9,2 Millionen Euro Fördermittel bewilligte. Tatsächlich sollen die Kosten für das im Jahr 2005 eröffnete Resort am Schwielowsee, dessen Mitinhaber der Politikberater und Ex-Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje ist, nur 25 Millionen Euro betragen haben. Hilpert soll die Kosten künstlich hochgerechnet haben, um über Provisionen von den Baufirmen zu verdienen und so seinen Eigenanteil zu finanzieren.

Spezialisten des Landeskriminalamtes vermuten ein betrügerisches Geflecht und weiteten ihre Ermittlungen aus. Ende Juni wurden daher auch Geschäftsräume der Deutschen Kreditbank DKB in Berlin und Potsdam durchsucht. Gegen zwei Mitarbeiter der Bank wird ermittelt. Als Hilperts Resort-Firma 2008 schwere Verluste machte, stundete die DKB 18,6 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gemeinsamen Tatplan aus. Auch drei frühere Mitarbeiter des Baukonzerns Bilfinger Berger und weitere kleinere Unternehmer, die am Bau der Anlage beteiligt waren, stehen unter Verdacht.

Hilpert war am 9. Juni in Potsdam auf offener Straße festgenommen worden. Die Ermittlungen liefen seit einem Jahr. Die Beamten befürchteten aber, der kubanische Ehrenoberst könnte sich ins Ausland absetzen. Zudem soll er versucht haben, Zeugen zu beeinflussen. Wann die Staatsanwaltschaft Hilpert anklagt, ist offen. „Es wird noch ein bisschen dauern“, sagte ein Sprecher – zumal durch die Razzia bei der DKB neue Unterlagen hinzugekommen seien, die geprüft werden müssten. Hilpert hatte die Vorwürfe immer bestritten. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Sein Anwalt Robert Unger, der den letzten SED-Generalsekretär Egon Krenz in den Mauerschützenprozessen verteidigt hatte, wollte sich wiederholt nicht äußern. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false