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Das Festkomitee. Clemens Schick, Katrin Sandmann, Tessa Fanelsa, Signe Rossbach und Nesrin Thomsen (v.l.n.r.) engagieren sich bei Human Rights Watch.

© Doris Spiekermann-Klaas

Human Rights Watch in Berlin: Im Kampf für die Menschenrechte

Human Rights Watch kämpft gegen Sklaverei und Folter. In Berlin sucht die Menschenrechtsorganisation jetzt neue Freunde und Förderer.

Das mit dem Blumenschmuck ist natürlich ein Scherz. Zwar ist das Berliner Komitee von Human Rights Watch an diesem Abend zusammengekommen, um eine Premiere vorzubereiten. Zum ersten Mal wird es hier ein „Stimmen für Gerechtigkeit“-Dinner geben, wie in Tokio, in Beirut, in Zürich oder in Oslo. Aber im Mittelpunkt der Überlegungen stehen nicht die Dekorationen, die am 29. April im Radialsystem die Gäste erfreuen sollen. „Es geht darum, wie wir unsere Arbeit am besten erklären“, sagen Schauspieler Clemens Schick und seine Mitstreiterinnen.

Das ist nicht einfach, denn Human Rights Watch ist eine Organisation, die relativ abstrakt arbeitet. Keine Emotionen, keine Bilder glücklicher Kinder, keine mitreißenden Erfolgserlebnisse. „Unsere Arbeit dauert oft sehr lange“, erklärt Nesrin Thomsen, eine von drei hauptamtlich Beschäftigten in Berlin. Geldgeber müssen Geduld haben, bis sie mit Erfolgsmeldungen belohnt werden.

Hausangestellte sind in vielen Ländern praktisch rechtlos

Da ist zum Beispiel das Hausangestellten-Projekt, das sich über zehn Jahre hinzog. Es geht darum, die Menschenrechte von Hausangestellten einzufordern, was besonders in arabischen Ländern ein Problem ist, aber auch anderswo. Oft sind es Migranten, etwa von den Philippinen, die es in Haushalte verschlägt, in denen grundlegende Menschenrechte nicht selbstverständlich sind. Nesrin Thomsen nennt Beispiele: Sie müssen ihren Pass abgeben, sie haben kein Ausreiserecht. Es gibt keine Pausen, keine Lohnverhandlungen, dafür Schläge und Misshandlungen.

Human Rights Watch hat 400 Mitarbeiter in 90 Ländern eingesetzt, die Missstände erforschen und durch Überzeugungsarbeit bei staatlichen Stellen abschaffen sollen. Da sind zum einen die sogenannten Researcher: Rechercheure, die mit Opfern, aber auch mit Tätern sprechen. Und es gibt die „Advocats“, Interessenvertreter, die Gespräche führen, um Missstände abzuschaffen – im Iran, im Irak oder in Afghanistan. Meist kooperieren sie mit örtlichen Organisationen, um an die Opfer heranzukommen.

Die Rechercheure fanden heraus, dass die Arbeitgeber der Hausangestellten eine Gebühr zahlen müssen, aber keinerlei Reklamationsmöglichkeiten haben, wenn sie mit der Arbeit nicht zufrieden sind. Dank der Arbeit von Human Rights Watch gibt es inzwischen eine Konvention der internationalen Labour Organisation, die 132 Länder unterzeichnet haben.

Der Standort Berlin ist in erster Linie politisch wichtig

Zwar ist die Anerkennung für die Organisation in Deutschland groß, aber an Spenden mangelt es noch. In den USA werden 60 Prozent der Einnahmen erzielt. Seit 35 Jahren gibt es die Organisation, seit 2005 das Berliner Büro. Sie seien nicht vorwiegend zum Fundraising gekommen, sagt Thomsen. Vor allem gehe es darum, die Kanzlerin und das Auswärtige Amt zu informieren über die Menschenrechtssituation in anderen Staaten: „Deutschland ist ein einflussreiches Land.“ Auch die strategisch günstige Lage zwischen Ost und West sprach dafür, die Nähe zu Brüssel und Genf. Für die Zusammenarbeit mit großen Stiftungen wie Mercator ist der Standort Berlin ebenfalls wichtig.

Es ist schwierig, die Arbeit plastisch darzustellen. Thomsen versucht es dennoch: „Wir bauen keinen Brunnen in einem Dorf, sondern wir kämpfen darum, dass die Menschen einer ganzen Region Zugang zu sauberem Wasser haben, weil das ein Menschenrecht ist.“

In 22 Ländern finden jährlich die „Stimmen für Gerechtigkeit“-Dinner statt. In Berlin ist ein Tisch für zehn Personen für eine Spende von 10 000 Euro zu haben. Zu allen Dinners werden örtliche Partner aus den Ländern eingeladen, in denen aktuelle Kampagnen laufen. Human Rights Watch organisiert dann zum Beispiel für Aktivisten aus Uganda oder Kamerun Termine mit Politikern, Journalisten und möglichen Unterstützern. Ehrengast im Radialsystem wird die russische Bürgerrechtlerin Natalia Taubina sein. Sie leitet die vor zehn Jahren gegründete Organisation Public Verdict, die sich für Opfer von Polizeigewalt und mehr Transparenz bei Vollzugsbehörden einsetzt.

Bislang gibt es 130 Zusagen für den Abend. Berlin gilt nicht nur bei dieser Organisation als schwierig, wenn es um die Spendenakquise geht. Das Komitee möchte aber auch den Bekanntheitsgrad vergrößern. „Wir wollen Menschen vermitteln, was wir tun, Freunde gewinnen“, beschreibt Clemens Schick ein Tätigkeitsfeld. Das sei nicht schwer, wenn die Leute einmal verstanden haben, was Human Rights Watch macht. Deshalb geht es nicht um den Blumenschmuck, sondern „ums Inhaltliche“.

Kontakt zu Human Rights Watch: www.hrw.org/de, Telefon 030-25930610

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