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Schlossbaustelle

© Peter Meißner

Humboldt-Forum: Besucher sollen dem Schloss die Türen einrennen

Mit 16.000 Gästen täglich rechnet das Bauministerium im Humboldt-Forum. Gestern wurden im Parlament die Pläne für das neue Museum vorgestellt. Unklar bleibt, wie die Besucherströme am besten geleitet werden sollen.

Mit dem Humboldt-Forum entsteht ein Museum der Superlative: Mit 16.000 Besuchern rechnet das Bundesbauministerium pro Tag. Die Agora genannte Eingangssituation, in der Stadtschloss-Besucher auf das eingestimmt werden sollen, was sie im gesamten Neubau erwartet, soll fast 10.000 Quadratmeter groß werden und Platz genug bieten für 3000 bis 3500 Menschen. „Es gibt derzeit zwei Museumsprojekte weltweit, die große Aufmerksamkeit genießen: das Universalmuseum in Dubai und die Museumsinsel mit dem Humboldt-Forum in Berlin“, sagt Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Parzinger, seit drei Monaten im Amt, gab gestern im Abgeordnetenhaus sein Debüt und erklärte vor dem Kultur- und dem Stadtentwicklungssausschuss die bisherigen Pläne der Stiftung: "Es ist eine verlockende Aufgabe, ein neues geistig-kulturelles Zentrum zu schaffen.“

Nur wie die Besucherströme am besten geleitet werden könnten, ist nach wie vor unklar. Parzinger plädiert dafür, die Karl-Liebknecht-Straße schmaler zu machen: "Ich wünsche mir, dass die vier- bis sechsspurige Straße das Gebiet nicht mehr durchschneidet“, sagt er. "Wir müssen das Humboldt-Forum und die Museumsinsel als Einheit verstehen.“ Davon ist in der Ausschreibung für den Architektenwettbewerb keine Rede, wohl aber, dass die Busse vor dem Schloss parken sollen. Dort würden sie aber die freie Sicht auf die barocken Schlossfassaden verstellen.

Allein das Ethnologische Museum, das in den Neubau ziehen wird, verfüge über 500.000 Objekte, die zum Teil noch nie gezeigt werden konnten. Dazu gehörten 60.000 Tonaufzeichnungen von Sprachen und Gesängen, die es zum Teil gar nicht mehr gebe. "Das müssen wir erlebbar machen.“ Er sprach sich für eine Bibliothek im Gebäude aus und verteidigte die Entscheidung, die Zentral- und Landesbibliothek mit 4000 Quadratmetern unter das Dach schlüpfen zu lassen. Wünschenswert wäre allerdings, die zeitgenössische außereuropäische Kunst mit einzubeziehen. Parzinger bringt eine Intendanz für die Agora ins Gespräch, in der auch das Haus der Kulturen der Welt mit eingebunden werden könnte. Damit wäre neben der Preußenstiftung, der Humboldt-Universität und der Landesbibliothek ein vierter Nutzer im Boot. Da stellt sich die Frage nach der Trägerschaft für das gesamte Projekt. Parzinger ist bereit, dass die Stiftung eine größere Rolle spielt, lehnt aber eine zusätzliche Institution ab, "um noch mehr Bürokratie zu vermeiden“.

Um die Nutzung im Innern so flexibel wie möglich zu gestalten, fordert Parzinger eine modulare Aufteilung der Räume, um die Dauerausstellung immer wieder komplett zu ändern. Derzeit ist geplant, den Bau 2013 fertigzustellen und die Sammlungen der Museen aus Dahlem einziehen zu lassen. Die dann leer stehenden Gebäude will, so Kultursenator Klaus Wowereit (SPD), die Freie Universität übernehmen.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher spricht sich gegen Ideen aus, eine zusätzliche Tiefgarage vor dem Schloss zu errichten. Auch eine Humboldt-Box genannte Informationsstelle an der Baustelle werde es nicht geben, so Lüscher. Stattdessen überlege die Verwaltung, das nahe Kronprinzenpalais für die Information über den Bau und die Pläne zu nutzen.

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