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Hier bin ich der Kapitän. Ronald David ist der Chef an Bord seines Dampfers. Fast 62 Meter ist das Schiff lang, acht Meter breit und 20 Stundenkilometer schnell. Und wenn David will, leuchten die Sterne. Foto: Davids/Darmer

© DAVIDS/Dominique Ecken

Berlin: Humboldt kommt ins Schwimmen

In Treptow wird ein Dampfer getauft, die Sonne scheint, nur der Stargast ist ziemlich nervös.

Alexander von Humboldt liegt im Treptower Hafen, sicher festgezurrt, und wartet auf seine Taufe. Vor dem Boot wurde extra ein roter Teppich ausgerollt, er reicht von der Kaimauer bis zum Ende des Stegs. Musik spielt, blaue Luftballons sind am Geländer festgebunden, auf dem Steg versammeln sich aufwendig frisierte Frauen mit Sonnenbrillen und Männer in eleganten Anzügen. Auf dem Kai bleiben Passanten neugierig stehen und machen ein Foto.

Die Taufpatin, die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, macht sich bereit für den großen Moment. Zur Feier des Tages hat sie sich einen schwarz-weißen Hut geborgt, von wem, will sie nicht verraten. Eigentlich, sagt sie, habe sie es ja gar nicht so mit Hüten. Aber heute muss es sein, nicht nur wegen der warmen Frühlingssonne. Eine Taufpatin ohne Hut, das gibt es bei einer Schiffstaufe einfach nicht – Tradition.

„MS Alexander von Humboldt“ ist das neueste von 31 Fahrgastschiffen, mit denen die Stern-und-Kreisschifffahrt-Reederei seit 124 Jahren Fahrten durch Berlin und Brandenburg anbietet. Täglich brechen die Schiffe rund 90 Mal zu verschiedenen Touren im Stadtgebiet auf.

Für Geschäftsführer Jürgen Loch ist es eine besondere Taufe, denn für ein Charterschiff sei „Alexander von Humboldt“ sehr groß: Fast 62 Meter ist das Schiff lang, acht Meter breit und 20 Stundenkilometer schnell. Es gibt Platz für bis zu 400 Personen und eine 12 000 Pixel starke Lichterdecke mit verschiedenen Animationen – mal Wolken, mal Sternenhimmel. Ein Fahrstuhl bringt Rollstuhlfahrer hinauf aufs Sonnendeck. „Von dieser Bauart wird es so schnell kein Schiff mehr geben“, sagt Loch, der Geschäftsführer. Pro Jahr steht nur eine Schiffstaufe an.

Auf die Sektflasche ist Verlass. Sie zerschellt am Bug des rund 3,5 Millionen Euro teuren Fahrgastschiffes. Zeit für den Taufspruch: „Hiermit taufe ich dich auf den Namen ,Alexander von Humboldt’ und wünsche dir allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“, sagt Pechstein. Die Gäste applaudieren, die Luftballons steigen zur Nationalhymne in den Himmel, ein letztes Lächeln für die Fotografen – klick. Pechstein ist erleichtert. „Das war ein spannender Moment“, sagt sie. „Aber man hat mir gesagt, dass das Schiff extra so gebaut wurde, damit die Flasche kaputtgeht.“ Ein paar Minuten später bricht „Alexander von Humboldt“ zu einer dreistündigen Jungfernfahrt auf. Bei Hummer, Sekt und frischen Früchten schippern die Geschäftsführer der Reederei und Kapitän Ronald David mit ihren 100 Gästen durch die Berliner Innenstadt.Isabelle Buckow

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