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Berlin: Humboldt-Universität: Die Besten sind gerade gut genug

Der neue Präsident der Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek, möchte den Geist der Aufbruchstimmung, der zur Zeit das Klima prägt, nutzen, um zusammen mit dem Kuratorium neue Entwicklungen anzustoßen. Im Vordergrund steht dabei eine offensive Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Berlin.

Der neue Präsident der Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek, möchte den Geist der Aufbruchstimmung, der zur Zeit das Klima prägt, nutzen, um zusammen mit dem Kuratorium neue Entwicklungen anzustoßen. Im Vordergrund steht dabei eine offensive Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Berlin. Die Humboldt-Universität plant, ein "Center for Junior Research Fellows" einzurichten, um die besten Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt für zunächst fünf Jahre nach Berlin zu holen. Aus diesem Reservoir möchte die Humboldt-Uni auch einen Teil der künftigen Professoren gewinnen. Ziel ist es, dass sich die jungen Spitzenwissenschaftler nach der Promotion und einem Auslandsaufenthalt in diesem Zentrum weiterqualifizieren. Dafür erhalten sie die notwendige Selbstständigkeit für eigene Lehrveranstaltungen und Forschungsvorhaben. Sie sollen sogar Teams von anderen jungen Nachwuchswissenschaftlern leiten. Als jährlichen Finanzbedarf rechnet Mlynek mit fünf bis zehn Millionen Mark.

Gedacht ist daran, dass die meisten Nachwuchswissenschaftler, ausgestattet mit großzügigen Geldern wie dem Heisenbergstipendium oder als Preisträger des Emil-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft, nach Berlin kommen. Mlynek, der von der Universität Konstanz an die HU gewechselt ist, wollte das Zentrum zunächst in Baden-Württemberg einrichten, jetzt soll es in Berlin gegründet werden.

Mlynek sprach sich in der ersten Pressekonferenz nach seinem Amtsantritt dafür aus, dass künftig die Habilitation als Berufungsvoraussetzung zum Professor entfallen kann und dass es in Deutschland auch dringend erforderlich sei, die langen Promotionszeiten von über fünf Jahren auf drei Jahre zu verkürzen. Deswegen möchte er als weiteren Schritt an der Humboldt-Uni Zentren zur Graduiertenförderung einrichten, damit junge Wissenschaftler schneller die Promotion schaffen.

Einen weiteren Fortschritt konnte er aus der gestrigen Kuratoriumssitzung vermelden. Staatssekretär Josef Lange habe angekündigt, dass künftig die Universitäten in Berlin die Erlöse aus Grundstücksverkäufen in voller Höhe behalten können, sofern sie dafür Zukunftsinvestitionen finanzieren. Bisher mussten die Hochschulen bei Grundstücksverkäufen die Hälfte der Erlöse in einen Überbrückungsfonds einzahlen, mit dem Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs bezahlt werden. Diese Lockerung der Bestimmungen kann es der Humboldt-Uni ermöglichen, den dringend benötigten Neubau einer Bibliothek zu finanzieren oder der Freien Universität den Weg zum Erwerb des American Headquarters zu ebnen.

Das Kuratorium neuer Art, das von der ehemaligen hessischen Wissenschaftsministerin Evelies Mayer geleitet wird und dem unter anderen so herausragende Persönlichkeiten angehören wie der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, der Direktor des Jüdischen Museums, Professor Michael Blumenthal, das Vorstandsmitglied der Debis, Norbert Bensel und der stellvertretende Berliner DGB-Vorsitzende Bernd Rissmann, will künftig noch intensiver mit der Universitätsspitze zusammenarbeiten als bisher. Dazu sind sechs Sitzungen im Jahr vorgesehen. Den Sitzungen sollen regelmäßig Vorgespräche mit den verschiedenen Gruppen der Universität vorausgehen, und die Sitzungsergebnisse werden künftig nicht nur in Pressekonferenzen mitgeteilt, sondern auch in einem Bulletin ins Internet gestellt.

Uwe Schlicht

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