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Berlin: Hundert Mal am Tag müssen die DRK-Sanitäter eingreifen

"Das war für uns der erste große Einsatz auf der Messe", sagt Jörg Jungblut, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes auf der Grünen Woche. Er meint damit den Unfall mit Reinigungschemikalien, der sich am Mittwoch vormittag in Halle 23 B ereignet hatte (siehe Kasten).

"Das war für uns der erste große Einsatz auf der Messe", sagt Jörg Jungblut, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes auf der Grünen Woche. Er meint damit den Unfall mit Reinigungschemikalien, der sich am Mittwoch vormittag in Halle 23 B ereignet hatte (siehe Kasten). Jungblut war mit seinem Team von 20 Kollegen nach wenigen Minuten am Unfallort. Dort galt es, einige der Verletzten erst einmal zu finden. Sie waren aus der Halle geflüchtet und hatten ihre Wunden auf der Toilette mit Wasser notdürftig gekühlt. Nachdem sie gefunden waren, konnten ihnen erste Verbände angelegt und sie zu den Krankenwagen gebracht werden. Die Angestellte des betroffenen Standes, die sich am schwersten verletzt hatte, wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Im Laufe des Tages meldeten sich bei der Versorgungsstelle des DRK noch einige Messebesucher, die sich zum Zeitpunkt der Verpuffung in Halle 23b aufgehalten hatten und klagten über Schleimhautreizungen.

Ansonsten sei es eine ruhige Woche gewesen, sagt Jungblut. Der Einsatzleiter stapelt tief. Vielleicht, weil er und seine Kollegen schon viel gesehen haben und auch ein solch schwerer Unfall wie am Mittwoch für sie ein routinemäßiger Einsatz ist. "Muss es auch sein", sagt Jungblut. "Entscheidend ist in einer solchen Situation, dass unter den Besuchern keine Panik aufkommt und alle beteiligten Rettungskräfte und die Polizei reibungslos zusammenarbeiten". Den Verletzten konnte auch deshalb schnell geholfen werden, weil es den Ordnungskräften gelang, ohne viel Aufsehen die Halle von Besuchern zu räumen.

Ein normaler, "ruhiger" Tag, das bedeutet aus Sicht der Rettungssanitäter etwa sechs Patienten-Transporte in Krankenhäuser und einhundert Hilfeleistungen vor Ort. Die Patienten, die ins Krankenhaus gefahren werden müssen, bekamen zumeist Kreislaufprobleme beim Wandeln durch die Hallen. Vor Ort helfen die Männer und Frauen in den roten Jacken gegen fast alles: Sei es, dass ein Besucher über Kopfschmerzen klagt, etwas gegen seine Erkältung benötigt oder seinen Messebesuch wegen eines Schwächeanfalls lieber im Rollstuhl fortsetzen möchte. Dieser "Rollstuhlschiebedienst" kann für den Messebesuch sogar im Voraus geordert werden. Wer sein Kind mit oder ohne Absicht zwischen Imbiss und Weinprobe verloren hat, kann es sich bei der Kindersammelstelle vom Jugendrotkreuz in Halle 26b wieder abholen.

Insgesamt sind auf der Grünen Woche 60 Sanitäter und Rettungsassistenten ehrenamtlich im Einsatz. Eine Schicht der Rettungskräfte dauert von acht Uhr morgens bis 19 Uhr am Abend, bis auch der letzte Besucher die Messehallen verlassen hat. Nicht alle Helfer kommen aus Berlin. 16 schwäbische Sanitäter aus Esslingen betätigen sich für ihre Kollegen auch in der Küche und servieren dem Team Spätzle. Außer ihnen sind noch sechs Bonner dabei. "Wahrscheinlich müssen wir denen dann beim Karneval helfen", lacht Jungblut.

Probleme mit alkoholisierten Messegästen hatten Jungblut und seine Kollegen auf der Grünen Woche bislang nicht: Anders als im Vorjahr gab es bisher keine "Schnapsleichen" zu reanimieren oder Verletzte nach einer zünftigen Biergartenschlägerei zu behandeln. Nicht, dass die anonymen Alkoholiker unter den Besuchern nun geläutert wären: "Die haben dieses Jahr einfach weniger Geld", vermuten die Sanitäter. Vielleicht der einzige Vorteil der hohen Preise auf der Grünen Woche.

Dan von Appen

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