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Berlin: Hunderttausende sollen zur Brustkrebsvorsorge

Ärzte und Kassen beschließen Massenuntersuchung für Frauen ab 50. Mammographie-Zentren zur Auswertung der Röntgenbilder geplant

Alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren sollen regelmäßig zur Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung. Das beschloss jetzt der gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen. Allein in Berlin seien davon 400 000 Frauen betroffen, sagt der Chef der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Manfred Richter-Reichhelm. Diese sollen ab dem kommenden Jahr alle zwei Jahre persönlich aufgefordert werden, sich freiwillig zur Mammographie zu melden, also zur Röntgenuntersuchung der Brust, um Krebs frühzeitig zu erkennen. In diesem Alter sind die Frauen am häufigsten von bösartigen Tumoren in ihrer Brust betroffen. Jährlich erkranken allein in Berlin rund 2000 Frauen neu, und jedes Jahr sterben rund 700 daran. Früherkennung verbessert die Überlebenschancen nach Expertenmeinung beträchtlich.

„Diese Massenuntersuchungen sind ein völlig neues Verfahren zur Krebsfrüherkennung“, sagt KV-Chef Richter-Reichhelm. Und sie sind mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Deshalb dauere es auch bis ins Jahr 2005, bis das System eingespielt sei. Ziel sei, bis zu 70 Prozent der betroffenen Frauen zur Teilnahme an dem so genannten Screening zu bewegen. Die Daten, welche Personen man anschreibe, werde man auch mit Hilfe der Meldeämter erheben, sagt der KV-Chef. Die Krankenkassen stellen dafür jährlich bundesweit einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung – aus Kassensicht sinnvoll angelegtes Geld. Denn dadurch würden auch hohe Qualitätsstandards in die Untersuchungen Einzug halten.

Trotzdem sind diese flächendeckenden Mammographien nicht unumstritten. Es gibt Studien, die beweisen, dass durch solche Screening tatsächlich viele Tumore früh erkannt und deshalb erfolgreich behandelt werden können. Andere Untersuchungen kommen zu entgegengesetzten Resultaten. Deshalb sei es wichtig, dass die Radiologen, die die Befunde vornehmen, nach europäischen Qualitätsstandards zertifiziert seien, sagt Karin Bergdoll von der Senatsverwaltung für Frauen. In der Vergangenheit habe es immer wieder Fälle gegeben, wo Mediziner entweder einen Krebs diagnostizierten, wo es keinen gab oder einen Tumor nicht erkannten. Deshalb werden zu den Screenings nur erfahrene Radiologen zugelassen, die zum Beispiel pro Jahr mindestens 5000 Mammographien nachweisen können. „Außerdem werden Frauen bei einem positiven Befund nicht allein gelassen, sondern in den Brustzentren, die gerade in Berlin entstehen, von Ärzten und Beratern sofort umfassend betreut.“

Für die Auswertung der Röntgenaufnahmen sollen in Berlin drei bis vier Mammographie-Zentren entstehen. In diesen Praxen sitzen zertifizierte Radiologen, die nichts anderes tun, als die Röntgenbilder von Frauen auszuwerten. Jedes Bild soll von den beiden Medizinern unabhängig voneinander bewertet werden. Weichen deren Befunde voneinander ab, wird ein dritter Arzt zur endgültigen Entscheidung, ob ein Krebs erkennbar ist, hinzugezogen. Auch wenn dies ein sehr unpersönliches Verfahren sei, bei dem der Arzt nicht wie sonst üblich seine Patientin befragen und ihre Brust abtasten kann, sei die Trefferquote sehr hoch, sagt Richter-Reichhelm. Das zeigten Erfahrungen aus Holland und Großbritannien. Langfristig sollen so bundesweit 3000 Krebstote vermieden werden können, sagen Experten und Befürworter der Massenuntersuchung.

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