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ICE-Strecke Berlin-Hannover: Endlich wieder schnell nach Wolfsburg!

Na, das war vielleicht eine Qual: Die 700 Pendler, die morgens zum VW-Werk wollten, hatten wegen der Hochwasserschäden einige Probleme. Jetzt sind sie erleichtert. Ein Interview.

Große Erleichterung bei den Berufspendlern: Seit Montag verkehren die Züge wieder auf der regulären Strecke zwischen Berlin und Hannover. Fünf Monate kam die Bahn nach dem Juni-Hochwasser nur über Umwege ans Ziel. Pendler zum VW-Werk in Wolfsburg waren erheblich länger unterwegs. VW-Ingenieur Sven- Peter Scholz spricht über seine Freuden, die überwundenen Nervereien – und die Frage, ob die Verzögerungen auch etwas Gutes hatten.

Herr Scholz, haben Sie die erste kürzere Fahrt Montag früh genossen?

Klar, ich kann jetzt wieder den Zug um 7.48 Uhr ab Hauptbahnhof nehmen und bin dann 65 Minuten bis Wolfsburg unterwegs. In den vergangenen Wochen musste ich fast eineinhalb Stunden früher, um 6.23 Uhr, am Gleis sein und saß dann fast zwei Stunden lang im IC. Die erste Zeit nach dem Hochwasser dauerte es noch länger, man musste noch früher aus dem Bett. Aber dann hat sich die Bahn für uns Pendler echt angestrengt und die Situation unter anderem durch Sonderzüge verbessert. Dennoch hat das Hochwasser-Desaster deutlich die Schwächen der Bahn gezeigt.

Inwiefern?

Wenn der Bund die Elektrifizierung der alten Stammstrecke neben der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Hannover finanziert hätte, sozusagen als Ersatz für Notfälle, dann wäre schon viel früher wieder alles glatt gelaufen. Es kommt ja auch immer wieder vor, dass Bäume im Sturm auf Gleise stürzen. Solche Ausfälle könnte man auf diese Weise gleichfalls vermindern. Und noch etwas: Nur jeder zweite ICE hält bisher in Wolfsburg. Deshalb sind diese Züge total überfüllt. Das muss sich ändern.

Was machen Sie mit der gewonnen Zeit?

Das Schönste ist: Jetzt habe ich wieder mehr Privatleben. Wenn man so früh los muss und spät nach Hause kommt, bleibt viel weniger Zeit für den Partner und die Kinder. Darunter litten täglich geschätzt 700 bis 800 Pendler. VW kam uns mit einer flexibleren Arbeitszeitorganisation entgegen, aber die Belastung war dennoch hoch. Wir haben zuletzt die Tage bis zum 4. November gezählt.

Hatten die Umleitungen vielleicht auch etwas Positives?

Ja, in punkto Kommunikation. Man hatte während der längeren Fahrten mehr Zeit, miteinander zu reden. Ich habe Bekanntschaften vertieft und Neue gewonnen. Auch ein Online-Portal für Pendler des VW-Werkes ist dadurch so richtig in Schwung gekommen. Die besten Zugverbindungen, Alternativen zur Bahn oder Tipps für Übernachtungen wurden ausgetauscht. Die Zahl der User hat stark zugenommen.

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