zum Hauptinhalt

Ich bin ein BERLINER (57): „Nachtdienst zum Mauerfall“

Christian Kluth, 46, hat in seinen 25 Jahren bei der BVG einiges erlebt. In unserer Serie „Ich bin ein Berliner“ erzählt der Reinickendorfer von Freudentränen und Geschenken seiner Fahrgäste und erklärt, welchen U-Bahnhof er am liebsten mag.

Seit 25 Jahren bin ich bei der BVG, ich habe klein angefangen, als Zugabfertiger, später war ich U-Bahnfahrer. In Berlin gibt es ja zwei verschiedene U-Bahnsysteme, das Klein- und das Großprofil: Die Linien U1 bis U4 sind Kleinprofile, der Fahrstrom kommt aus der Stromschiene und die Wagen sind kleiner. Die Linien U5 bis U9 sind Großprofile, der Fahrstrom kommt aus der Fahrschiene, die Wagen sind breiter. Ich bin Großprofilfahrer und dürfte nicht einfach im Kleinprofil fahren, da bräuchte ich eine extra Ausbildung. Mittlerweile arbeite ich als Sachbearbeiter, aber an die neun Jahre, in denen ich U-Bahn gefahren bin, habe ich viele schöne Erinnerungen. Weihnachten, zum Beispiel, wenn sich die Fahrgäste bei einem bedanken und einem eine Pralinenschachtel oder eine Merci-Packung hinstellen.

Als die Mauer fiel, hatte ich gerade meinen Nachtdienst begonnen. Ich war am Nollendorfplatz, da hieß es plötzlich: ‚Die Mauer ist offen!‘ Die U-Bahnen waren überfüllt, wir haben uns alle umarmt, alle tranken Sekt, viele weinten. Ich konnte das kaum begreifen, ich war damals ja auch noch jung, 23. Alles ging drunter und drüber an dem Tag, alles war offen, die Züge fuhren durch.

Mein Lieblingsbahnhof in Berlin? Zoologischer Garten natürlich. Das ist ein Weltbahnhof, da bin ich gern.

Vor 50 Jahren - am 26. Juni 1963 - hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten - und wie sie die Stadt heute erleben. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu der Serie "Ich bin ein Berliner" finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false