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Ich bin ein BERLINER (94): „Ohne Spree fehlte was“

Michèl Spindler arbeitet auf einem, Spreeboot - und sieht Berlin so aus ganz anderem Winkel. In unserer Serie "Ich bin ein Berliner" erklärt der 40-Jährige, warum die Stadt nicht auf seinen Fluss verzichten kann.

Ich arbeite bei der Stern- und Kreisschifffahrt in Treptow, auf dem Fahrgastschiff MS Monbijou warten wir momentan noch auf unsere Gäste um sie durch die Innenstadt zu fahren, Regierungsviertel, Nikolaiviertel und alles, was dazugehört. Die Spree ist voll mit Schiffen, vor zehn Jahren waren das vielleicht halb so viele. Unser Publikum kommt aus aller Welt, wir haben viele Spanier und Italiener, aber auch Deutsche sind immer wieder gerne dabei.

Vom Wasser sieht man auch besonders gut, wie sich die Stadt verändert, wo die großen Baustellen sind. Die schönste Stelle an der Spree ist eigentlich gegenüber der O2-World oder der Capital Beach am Kanzleramt, den Blick kann man richtig genießen. Ich wohne selbst am Wasser, am Nikolaiviertel, ich bin auch am Wasser groß geworden. Das mit dem Wasser ist mir in die Wiege gelegt worden, ich weiß auch nicht warum. Mein Sternzeichen ist Wassermann – vielleicht deswegen?

Ich war 16, als die Mauer fiel, ich war in der Nacht direkt dabei. Ungefähr vier Wochen später habe ich Ost-Berlin verlassen und bin an die Nordseeküste gegangen, um dort meine Lehre als Hotelgastronom zu machen. Da war ich zwar nicht auf dem Schiff, aber auf einer kleinen Insel mitten im Wasser.

Ich habe auch mal den Versuch gestartet auszuwandern, ich war drei Jahre im Ausland. Dort habe ich festgestellt, dass man diese Stadt noch mehr lieben muss. Berlin vom Wasser aus zu entdecken ist nicht nur etwas für Touristen, sondern auch für uns Berliner. Unsere Stadtbild-Erklärer sagen immer: Berlin wurde aus dem Kahn erbaut. Ich glaube, ohne die Spree wäre Berlin nicht das, was es heute ist. Definitiv.

Michèl Spindler, 40, Teamleiter auf einem Spreeboot: "Dem Fluss viel verdanken"
Michèl Spindler, 40, Teamleiter auf einem Spreeboot: "Dem Fluss viel verdanken"

© Röhlig

Vor 50 Jahren - am 26. Juni 1963 - hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten - und wie sie die Stadt heute erleben. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt. Alle bisher erschienen Videos zu der Serie "Ich bin ein Berliner" finden Sie unter: www.tagesspiegel.de/berliner

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