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Amtsgericht Tiergarten. Im Prozess um Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung und Fahren ohne Führerschein will sich A. am Donnerstag äußern.

© Imago/Andreas Gora

„Ich wollte mich umbringen“: Betrunken drei Obdachlose überrollt – SUV-Fahrer vor Gericht

Ein 26-Jähriger war am Bahnhof Zoo von der Straße abgekommen und in eine Gruppe obdachloser Menschen gerast. Jetzt muss er sich vor dem Gericht verantworten.

Die Männer auf ihren Matten hatten keine Chance, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen: Drei Obdachlose wurden lebensgefährlich verletzt, als vor zwei Jahren am Bahnhof Zoo ein Geländewagen von der Fahrbahn abkam und in die Gruppe raste. Am Steuer saß ein junger Mann – alkoholisiert, ohne Fahrerlaubnis und aufgewühlt, weil sich seine Freundin getrennt hatte.

Refail A., der ohne Kratzer blieb, schrie und wimmerte viel am Unfallort. Vor dem Amtsgericht Tiergarten saß er am Dienstag zunächst schweigend. Es war 7.20 Uhr, als A. am 26. Juli 2020 in einem in Estland zugelassenen SUV saß, der wohl dem Vater seiner damaligen Freundin gehörte. Der heute 26-Jährige soll an der Kreuzung Joachimsthaler Straße/Hardenbergstraße bei roter Ampel abgebogen sein – laut Anklage mit 65 bis 70 Stundenkilometern.

Er habe dann die Kontrolle über den schweren Wagen verloren, streifte einen Schildermast und sei schließlich mit noch immer 50 bis 55 Stundenkilometern in den Gehwegbereich mit den drei schlafenden Männern gekracht.

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Ein 36-Jähriger wurde aus einem Rollstuhl geschleudert. Er und auch die beiden weiteren Obdachlosen wurde überrollt. Einer der Männer wurde unter dem SUV eingeklemmt. Alle erlitten diverse Frakturen und weitere Verletzungen. Dem 36-Jährigen musste ein Bein amputiert werden. Drei Passanten, die sich an dem Sonntagmorgen vor dem Auto in Sicherheit bringen wollten und dabei stürzten, zogen sich leichte Verletzungen zu.

Schnell waren Beamte der Bundespolizei vor Ort. A. saß noch im Wagen. „Ich wollte niemanden verletzen, ich wollte mich umbringen, es tut mir so leid“, soll er immer wieder gerufen haben. Und: „Ich bin am Ende, meine Freundin hat mich verlassen.“ A. habe allerdings auch erklärt, dass er die Kontrolle über den Wagen verloren habe, sagte ein Beamter am Dienstag vor Gericht.

Im Prozess um Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung und Fahren ohne Führerschein will sich A. am Donnerstag äußern.

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