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Berlin: „Ich wollte nur, dass er nicht mehr schreit“

Für ihren Sohn änderte Tanja K. ihr Leben. Jetzt sitzt sie vor Gericht

Ob sie etwas zu den Vorwürfen sagen wolle, fragte der Richter. Minutenlang schwieg die zierliche Frau mit langen, gefärbten Haare. „Wie fängt man so etwas an“, seufzte sie schließlich. Tanja K. soll im Juni ihren damals drei Monate alten Sohn Mories derart geschüttelt haben, dass er eine Gehirnschädigung erlitt. Das Baby starb eine Woche später, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. Seit gestern muss sie sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Berliner Landgericht verantworten.

„Ich habe mich auf das Kind gefreut“, sagte die 25jährige Mutter auf der Anklagebank. Die junge Frau, die früher als Prostituierte gearbeitet haben soll, änderte ihr Leben von Grund auf. Sie habe sich „komplett“ auf das Kind eingestellt.

„Mories hat von Anfang an oft die Nahrung ausgespuckt“, sagte die Angeklagte. Und er habe ständig geschrien. Sie habe nie gewusst, warum. „Ich wollte nur, dass er nicht mehr schreit. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte.“ Im Mai zog sie den Jungem beim Wickeln wegen der Schreie am Bein. Der Oberschenkel brach. Den Ärzten und auch dem Vater erklärte sie, der Kleine sei ihr vom Wickeltisch gefallen. Als er wieder nach Hause durfte, kamen Sozialarbeiter und sahen sich in der Spandauer Wohnung um. Beanstandungen habe es nicht gegeben, sagte die Angeklagte. Als Mories wieder bei ihr war, sei sie „supervorsichtig“ gewesen. „Wenn ich ihn anguckte, hatte ich ein schlechtes Gewissen.“ Als er am 13. Juni wieder schrie, nahm sie ihn aus dem Kinderwagen. „Ich habe ihn aufgehoben und geschüttelt“, so die Frau. Mories sei ohnmächtig geworden.

Da alarmierte sie Polizei und Feuerwehr. „War Ihnen bewusst, dass durch ein Schütteln schwerwiegende Verletzungen möglich sind?“, fragte der Richter. „Ja“, hauchte die Mutter. Tanja K. wurde von vielen Zeugen als umsichtige Mutter geschildert. Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt. K.G.

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