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Berlin: „Ich würde meine Kinder in Kreuzberg einschulen“ Senatorin Scheeres lobt Berlins Brennpunktschulen

Heute beginnt das neue Schuljahr. Der Regierende Bürgermeister hat mal gesagt, dass er seine Kinder nicht in einem sozialen Brennpunkt wie Kreuzberg zur Schule schicken würde.

Heute beginnt das neue Schuljahr. Der Regierende Bürgermeister hat mal gesagt, dass er seine Kinder nicht in einem sozialen Brennpunkt wie Kreuzberg zur Schule schicken würde. Und Sie?

Brennpunktschulen werden stark mit Förderstunden unterstützt und machen gute Arbeit. Durch zusätzliche Stunden für Integration und Sprachförderung haben sie eine weitaus bessere Ausstattung als andere Schulen. Wenn ich in Kreuzberg und nicht in Pankow leben würde, würde ich meine Kinder auch in Kreuzberg zur Schule schicken, denn ich finde, dass der Bezug zum Kiez, in dem man lebt, wichtig ist.

Die Schulen in den Brennpunkten haben es schwer. Vor allem, wenn viele Kinder schlecht Deutsch sprechen. Dennoch wurden diesen Schulen jetzt fast 50 Lehrerstellen weggenommen. Warum?

Insgesamt habe ich die Grundschulen gestärkt. Auch ist die Sprach- und Integrationsförderung unabhängig von den Teilungsstunden. Schulen mit hoher Migrantenquote haben sehr viele Förderstunden zur Verfügung. Das ist auch wichtig und muss so bleiben. Richtig ist aber, dass Grundschulen – unabhängig von ihrem Standort –, die kleine Klassen einrichten, weniger Teilungsstunden erhalten. Denn diese Teilungsstunden sind ja gerade dafür da, mit weniger Schülern Unterrichtsinhalte durchzugehen. Wenn die Klassen allerdings schon klein sind, ist es durchaus gerechtfertigt, hier auszugleichen. Übrigens stehen die Klassen auch nach dem Ausgleich immer noch besser da als unsere Klassen mit der Standardgröße von 24 Schülerinnen und Schülern.

Die Schulen sind trotzdem empört. Sie sagen, dass sie jede Stunde brauchen, um ihre zum Teil sehr schwierigen Kinder unterstützen zu können – zum Beispiel die erst Fünfjährigen, die besonders viel Unterstützung brauchen.

Die Kinder sind nicht fünf, sondern mindestens fünfeinhalb Jahre zum Zeitpunkt der Einschulung. Sie sind durchaus in der Lage, sich in der Schule gut zurechtzufinden. Die Kinder werden in der Bildungseinrichtung Kita gut vorbereitet und im letzten Kitajahr vor der Schule an den Schulalltag herangeführt. Für diejenigen, die noch nicht so weit sind, gibt es seit zwei Jahren wieder die Möglichkeit, von der Schulpflicht zurückgestellt zu werden. Die Eltern haben also die Wahl, und dieses Wahlrecht ist mir wichtig.

Gibt es Ihnen nicht zu denken, dass kein anderes Bundesland Kinder so früh einschult wie Berlin?

Müssen wir alles so machen wie andere Bundesländer? In anderen Bundesländern zahlen Eltern hohe Beiträge für die Kita. Die Bertelsmann-Stiftung hat Berlin gerade bescheinigt, wie weit wir im Bundesvergleich mit dem Ausbau unserer Ganztagsangebote für Kinder und Jugendliche sind. Wir haben eine flexible Lösung durch die Rückstellungen. Es gibt Bundesländer, die sich an uns orientieren oder unsere Möglichkeiten gerne hätten.

Manche Eltern sind aber unbelehrbar und bestehen auch auf der Einschulung, wenn ihr Kind offenkundig nicht reif genug ist.

Ich stehe aufseiten der Eltern, die in den meisten Fällen sehr gut einschätzen können, ob ihr Kind schon reif für die Schule ist. Ich halte das für Einzelfälle, in denen Eltern gegen das Wohl ihres Kindes zur Einschulung drängen. Im Übrigen sollten Kitas und Schulen enger zusammenarbeiten, um den Übergang für die sehr jungen Schüler zu erleichtern. Aber da läuft ja schon vieles.

Mit Bayern hat jetzt ein weiteres Bundesland beschlossen, an den Gymnasien das Abitur alternativ nach 13 Jahren anzubieten. Ist das auch für Berlin eine Option?

Dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Berlin hat eine sehr gute Regelung, indem Schüler das Abitur an Sekundarschulen in 13 und an Gymnasien in 12 Jahren ablegen können. Wer mehr Zeit braucht, bekommt sie auf der Sekundarschule.

Die Fragen stellte Susanne Vieth-Entus.

Sandra Scheeres

ist seit Dezember 2011 Bildungssenatorin. Die 42-jährige SPD-Politikerin gehört dem Abgeordnetenhaus seit 2006 an. Sie gewann das Direktmandat in Pankow.

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