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Flugzeuge aller Art auf der ILA.

© dpa

ILA am BER: Endlich auf die Piste

Die Internationale Luftfahrtausstellung ist eröffnet, Tausende zieht’s zum BER. Im Dorf Selchow nebenan gibt es einen Geheimtipp. Dort befindet sich eine recht spezielle Bar. Die Flugzeuge donnern nur wenige Meter über den Tresen.

„45 über Null“? Der Name der Freiluftbar mit mehreren Dutzend Liegestühlen ist auf Anhieb gar nicht so leicht zu erraten. „Es ist auf jeden Fall keine Altersbeschränkung“, meint der Mann hinter dem Tresen und zwinkert mit dem Auge. Die weiteren Sätze gehen im Lärm unter. Weitere Erklärungen sind in diesem Augenblick auch unnötig. Eine Maschine steigt vom nahen und alten Flughafen Schönefeld auf und gewinnt mit lautem Gedröhn immer weiter an Höhe und das genau über den Köpfen der sich bei Bier, Kaffee oder einem Snack stärkenden und dabei an den Himmel schauenden Gäste.

Es dürften wohl genau 45 Meter sein, vielleicht auch etwas weniger. Jedenfalls sind die Aufschriften an den Flugzeugen gut mit bloßem Auge zu erkennen. Stammgäste holen sogar Ferngläser hervor. „Man kann den Piloten in die Augen schauen“, behauptet ein Mann um die 60, dessen Radfahrhelm am Tisch vor dem Liegestuhl hängt.

Bis zum Sonntag bietet dieser Biergarten mit angeschlossenem Gasthaus und Hofladen noch mehr einzigartige Blicke auf Dinge am Himmel. Denn das Gelände der Internationalen Luftfahrtausstellung, kurz: ILA, liegt in Sichtweite – am anderen Ortsrand des Dorfes Selchow.

Nur 15 Minuten bis zum Messe-Eingang

Vor allem die Kunststücke der großen und lauten Militärmaschinen lassen sich auch von hier aus sehen und vor allem hören. Der „wilde“ Parkplatz an der Bar erlaubt sogar, die ILA ohne Shuttle-Bus zu erreichen. Von hier aus dauert der Fußweg nur 15 Minuten bis zum Messe-Eingang. Noch besser sind Radfahrer dran. Nach der Rast in der „45 über Null“ rollt es sich ganz wunderbar durch das kleine Selchow, das in diesen Tagen einem Geisterdorf gleicht. Wachposten eines Sicherheitsdienstes sperren zusammen mit der Polizei sämtliche Zufahrtswege in den Ort ab. Zum Glück liegt die Bar außerhalb des Sperrkreises.

Kopf hoch, BER. Im Liegestuhl sitzen, die Jets angucken, den Lärm genießen – das genau ist der Sinn der Bar.
Kopf hoch, BER. Im Liegestuhl sitzen, die Jets angucken, den Lärm genießen – das genau ist der Sinn der Bar.

© Steyer

„Wir mussten alle Genehmigungen beantragen“, sagt eine Frau, die das entsprechende Schild auf das Armaturenbrett legt. „Viele aus dem Dorf sind aber weg und kommen erst nächste Woche wieder. Gegen so viel Lärm hilft kein Schallschutzfenster.“ Sie habe welche von der Flughafengesellschaft bekommen. Für den Betrieb vom alten Flughafen reichten diese, meint sie. „Aber wir wissen ja nicht, wie laut es beim neuen wird. Außerdem ist die Bahnstrecke zum Flughafen ja noch nicht in Betrieb.“ Sie selbst ziehe es nicht auf die ILA.

Erstaunlich großer Andrang in der Raumfahrthalle

Für die Selchower gibt es auch aufgrund der Nähe zu den lärmenden Maschinen keine besonderen Vergünstigungen. Sie müssen sich genau wie alle anderen Interessenten an den Kassen anstellen und ein 22 Euro teures Ticket kaufen. Angesichts dieses stattlichen Preises überraschte der starke Andrang gleich am ersten Besuchertag. Dabei zog es die meisten Menschen zwar wie erwartet zu den „Giganten der Lüfte“, wie der Airbus A380 der Fluglinie Emirates und die Antonow An 124 genannt werden. Bei drückender Schwüle harrten die überwiegend männlichen Gäste auch an den Flugfeldern aus, um die Patrouille Swiss, das Breitling-Jet-Team oder die diversen Kampfjets am Himmel zu beobachten und zu fotografieren.

Erstaunlich großen Andrang verzeichnete die Raumfahrthalle. An den einzelnen Ständen der Satellitenanbieter bildeten sich stets große Trauben von Interessierten, die den Erklärungen der Fachleute zuhörten. „Ich will endlich wissen, wie dieses Smartphone funktioniert“, nannte eine Schülerin aus Tempelhof ihr Motiv für den Besuch in dieser Halle. „Die ganzen Funkwellen sind mir ein großes Rätsel.“ Ihren Freundinnen ging es nicht viel anders. Wie sich nach einer halben Stunde herausstellte, wurde ihr Wissensdurst durchaus gestillt. „Alles haben wir zwar nicht verstanden, aber einiges schon“, erzählte die Schülerin.

Vor allem jüngere Besucher verließen mit Prospekten im Gepäck das Gelände. Sie hatten sich in der Jobbörse, die auch am heutigen Sonnabend geöffnet ist, nach einem lukrativen Job in der Luftverkehrsbranche in Deutschland, in den USA und in anderen Ländern umgehört.

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