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Berlin: Im Gebet vereint mit Südafrika

Gottesdienst zum Weltgebetstag in der Johannes-Kirche in Lichterfelde

Ein buntes Batiktuch hängt vom Lesepult herab, farbenfrohe Tücher schmücken den Altar. Und auf dem Taufbecken der evangelischen Johannes-Kirche in Lichterfelde liegen eine Ananas, Orangen und Weintrauben. Mancher Gottesdienstbesucher war überrascht: „Ist denn heute schon wieder Erntedank?“, fragt eine alte Dame, als sie das Gotteshaus betritt.

Doch die Südfrüchte sollten an eine 1976 gestartete Aktion der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland erinnern. „Kauft keine Früchte der Apartheid“: Unter diesem Motto hatten Protestanten mehr als 15 Jahre lang zum Boykott von Produkten aus Südafrika aufgerufen. Dieses Land ist auch das Patenland des diesjährigen „Weltgebetstages der Frauen“, an den die Gemeinde in ihrem Sonntagsgottesdienst erinnern wollte. Seit 1927 feiern Christen in mehr als 170 Ländern jeweils am ersten Freitag im März einen ökumenischen Gottesdienst, für den überall auf der Welt ähnliche Texte und Lieder verwendet werden. Vorbereitet wird der Gottesdienst jedes Jahr in einem anderen Land – und dieses Mal waren Frauen aus Südafrika an der Reihe.

Pfarrerin Christiane Jenner bemühte sich deshalb gleich zu Beginn des Gottesdienstes darum, etwas afrikanische Lebendigkeit in den protestantisch nüchternen Kirchenraum mit seinen weißgekalkten Wänden einziehen zu lassen. „In Südafrika gibt es elf Sprachen – zumindest in einigen davon wollen wir uns jetzt begrüßen“, sagte die Pfarrerin, und forderte die Besucher auf, sich etwa mit dem Xhosa-Gruß „Molweni“ oder einem „Goeie Dag“ auf Afrikaans die Hand zu geben. Und Mitglieder des Frauenkreises der Gemeinde informierten über aktuelle Probleme des Landes am Kap der Guten Hoffnung: Die hohe Zahl an Aids-Erkrankten und den schwierigen Weg zur Versöhnung nach der jahrzehntelangen Apartheidspolitik. „Versöhnung bedeutet, den anderen zuerst als Menschen zu sehen – und nicht als Mörder, Schwarzen oder Weißen“, sagte Pfarrerin Jenner in ihrer Predigt. Jesus Christus sei einmal gefragt worden, wie oft man denn seinem Bruder oder seiner Schwester vergeben müsse. „Seine Antwort war: Sieben mal siebzig Mal – das heißt immer wieder.“

Doch die Kirchengemeinde aus Lichterfelde beließ es nicht bei ihren Liedern und Gebeten. Auch ganz praktisch will man mithelfen, dass die Probleme in Südafrika angepackt werden. Am Ausgang der Johannes-Kirche wurden deshalb Unterschriften gesammelt. Damit will die Gemeinde eine Initiative des „Aktionsbündnisses gegen Aids“ für die Freigabe preiswerter Medikamente gegen die Immunschwächekrankheit in den Ländern der Dritten Welt unterstützen. Am Sonntag gaben zahlreiche Gottesdienstbesucher dafür gerne ihren Namen her.

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